Zeig’ mir dein Hemd und ich sage dir, wo du wohnst
Wenn es um Farben und Schnitte geht, gibt es bei deutschen Männern ein modisches Nord-Süd-Gefälle.
Bietigheim-Bissingen. Die einen mögen’s klassisch, die anderen bunt und schrill: Wenn es um ihre Hemden geht, teilen sich die Männer in zwei Lager. Doch wer hätte gedacht, dass in Sachen Hemdenwahl auch geografische Kriterien eine Rolle spielen?
„Im Norden wird etwas ganz anderes verkauft als in Baden-Württemberg und Bayern“, sagt Mark Bezner, Chef eines schwäbischen Hemden-Herstellers. „Da gehen ganz andere Schnitte und Farben.“
Soll heißen: Im Norden gehe es etwas ruhiger zu, hanseatisch eben. „Beliebt sind dort vor allem Blautöne“, sagt Bezner. Er vermutet die Ursachen dafür in der „Grundmentalität“, die sich „eher an zurückhaltenden Farben und Designs orientiert“.
Und welche Mentalität lässt sich dann an den Hemden süddeutscher Männer ablesen? „Dort sind die Menschen offener für modische Trends, die intensiveren Farben werden lieber angenommen“, sagt Bezner.
Ähnliches trifft anscheinend auf den Rheinländer zu: „Er hat eine hohe Modeaffinität und ist Trends gegenüber sehr aufgeschlossen.“
Doch mit derlei Erkenntnissen aus der Hemdenwelt ist die kleine Männerkunde noch nicht erschöpfend abgehandelt: Eine weitere Demarkationslinie scheint auch zwischen Stadt und Land zu verlaufen — vor allem, was die bevorzugte Passform angeht: „Die Akzeptanz besonders körperbetonter Hemdenschnitte ist in den großen Metropolen weitaus größer als in ländlicheren Regionen“, sagt Bezner. Das lasse sich aus den Verkaufszahlen des Herstellers ebenfalls ablesen.
Das alles sind selbstverständlich nur Tendenzen. Es sollen ja bekanntlich auch schon Hamburger in schrillen Outfits und Stuttgarter in dezentem Babyblau gesichtet worden sein.