Zeitumstellung: Von Zeithütern und Gewohnheitstieren

Braunschweig (dpa) - Manche können es gar nicht abwarten, vor allem Langschläfer freut es. Die Nacht von Samstag (24. Oktober) auf Sonntag (25. Oktober) ist um eine Stunde länger. Für einige Menschen hat das Drehen am Zeiger besonders viel Bedeutung.

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Vier von ihnen werden hier vorgestellt:

Der Verweigerer: Bei Hubertus Hilgers ticken die Uhren von Sonntag an wieder richtig. Die Zeitumstellung im Frühjahr ist dem Erlanger Arzt nämlich schon immer ein Dorn im Auge, deswegen boykottiert er sie. Seine Uhren stellt der 51-Jährige grundsätzlich nicht um. Bei ihm gibt es keine Sommerzeit, sondern nur die Normalzeit. Das hätten schon seine Eltern so gehandhabt, sagt der gebürtige Hesse.

Die Zeitumstellung sei Stress pur für den Körper: Schlafstörungen, Bluthochdruck, aber auch Herzinfarkt und Schlaganfälle seien mögliche Folgen. Viele seiner Patienten litten unter der Zeitumstellung, deshalb hat Hilgers auch eine Petition gegen die Sommerzeit veranlasst. Rund 90 000 Unterstützer hat er nach eigener Aussage schon beisammen.

Der Hüter der Zeit: So richtig bringt die Zeitumstellung Andreas Bauch nicht in Wallung - obwohl der Atomphysiker dafür verantwortlich ist. Mehr als 60 Mal war er hautnah an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig dabei. Mit seinem Team überwacht er die gesetzliche Zeit. Mittlerweile hat er als Leiter der Arbeitsgruppe „Zeitübertragung“ die Zügel in der Hand. Er muss dafür sorgen, dass über einen starken Sender das Zeitsignal ordnungsgemäß übermittelt wird, etwa an Funkuhren. Wirklich aktiv wird er dabei aber nicht:

Die Umstellung ist vorprogrammiert. „Es ist nichts zu tun, außer sicherzustellen, dass alle Geräte voll funktionstüchtig sind“, sagt Bauch. Ganz kalt lässt ihn die Sache trotzdem nicht: In der Nacht auf Sonntag nimmt er eine analoge und eine digitale Uhr mit ins Bett: „Wenn ich mal wach werde, schaue ich, ob diese Uhren gleich sind.“

Der Mann mit dem Pendel: Im niedersächsischen Hannover-Kirchrode ist seit mehr als 30 Jahren der Uhrmachermeister Rolf Zurmöhle für die Zeitumstellung der Kirchturmuhr zuständig. Am Samstag wird er das Glockenläuten um 18 Uhr abwarten und dann das Pendel anhalten. „Nach einer Stunde bringe ich es wieder in Gang“, sagt der 68-Jährige. Beschwerden, dass die Uhr schon Stunden vor der Zeitumstellung die in den Wintermonaten geltende Normalzeit anzeigt, gebe es nicht.

Die Verantwortung für die Uhr der St. Jacobi-Kirche übernimmt Zurmöhle gern. „Der Kirchturm ist rund 1000 Jahre alt, das ist eine besondere Aufgabe.“ Das 1906 gebaute Uhrwerk hat er rund 25 Jahre lang per Hand aufgezogen. Dann wurde es mit einem elektrischen Aufzugsmotor ausgestattet. Ungenauigkeiten gibt es dennoch. „So eine alte Uhr reagiert auf Temperaturschwankungen, da muss ich immer mal etwas regulieren.“

Der Behutsame: Hansjörg Birkenberger aus Waldshut-Tiengen bringt seine 80 Kühe behutsam in die Winterzeit. In Fünf-Minuten-Schritten passt der Landwirt die täglichen Melkzeiten um 6.30 Uhr und 17 Uhr an die neue Zeitrechnung an. „Ich melke seit Anfang Oktober jeden Tag fünf Minuten später“, sagt er. Durch die schleichende Umgewöhnung will der 55-Jährige vermeiden, dass die Kühe weniger Milch geben. Denn eigentlich sind es seine Tiere gewohnt, jeden Tag zur selben Zeit gemolken zu werden. Nicht nur die Tiere, auch der Landwirt profitiert von der schrittweisen Zeitumstellung: „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ich wache jeden Morgen um 6 Uhr auf.“

Doch bald könnte an der Schweizer Grenze unabhängig von Sommer- und Normalzeit gemolken werden: Birkenberger denkt darüber nach, sich einen Melkroboter anzuschaffen. Mit ihm wird nicht mehr zu einer bestimmten Zeit gemolken, vielmehr gehen die Kühe je nach Druck in den Eutern zum Roboter.