Düsseldorf Zivilcourage: Immer wieder Angriffe auf Helfer
Immer wieder werden Personen, die Zivilcourage zeigen, Opfer — wie am Samstag in Düsseldorf.
Düsseldorf. Einschreiten oder nicht? Wer schon einmal eine Straftat oder einen Unfall beobachtet hat, hat sich diese Frage vielleicht schon gestellt. Denn Beispiele, wie der Fall im Düsseldorfer Stadtteil Flingern zeigen: Eingreifen kann für couragierte Helfer auch schlecht ausgehen.
Am Samstagmittag kam es in einer Tempo-30-Zone in Flingern zu einem Verkehrsunfall. Ein fünfjähriges Mädchen rannte plötzlich zwischen zwei parkenden Autos auf die Straße, lief gegen den Wagen einer 51-Jährigen und stürzte. Obwohl der Unfall selbst glimpflich ausging — das Mädchen wurde nur leicht verletzt —, gab es am Unfallort gewaltsame Tumulte: Der Vater (31) und der Großvater (54) des Mädchens bedrängten zuerst die 51-jährige Fahrerin. Eine Zeugin des Unfalls (49) kam ihr zur Hilfe, wollte schlichten.
Sie sagte der „Bild“-Zeitung: „Ich sah wie zwei Männer auf die Golf-Fahrerin losgingen, sie anschrien“. Dann sei sie aus ihrem Auto ausgestiegen und habe gerufen, die Frau im Unfallwagen sei langsam gefahren, und die Angehörigen müssten auch auf das Kind achten. Daraufhin beschimpften und attackierten sie die 49-Jährige mit Schlägen gegen den Kopf — sie musste zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden, gegen die Männer wurden Strafanzeigen wegen Körperverletzung gestellt.
Immer wieder passiert es, dass Menschen, die Zivilcourage zeigen und helfen, selbst zum Opfer werden. Wie viele Fälle es tatsächlich sind, lässt sich laut Landeskriminalamt nicht genau bestimmen. Bei Straftaten werde nicht erfasst, unter welchen Umständen sie entstanden sind. „In der Statistik taucht das als Körperverletzung auf. In welchem Zusammenhang es dazu kam, ist nicht ersichtlich“, sagt Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalsamts NRW. Oft erfahre man davon vor allem durch die Medien.
Doch Fälle, wie der in Flingern stimmen nachdenklich: Sollte man lieber nicht eingreifen? „Wir wollen keine Kultur des Wegsehens“, sagt Markus Niesczery, Sprecher der Düsseldorfer Polizei. Zivilcourage sei wichtig. Dennoch müsse man sich immer auch selbst schützen. „Wenn man nur die geringsten Zweifel hat und befürchtet, sich in Gefahr zu bringen, sollte man sofort Hilfe holen, wenn es sein muss eben professionell, unter 110.“
Im Internet informiert die Polizei, wie man sich in solchen Fällen am besten verhalten sollte. Auch dort heißt es, wenn das Gegenüber offensichtlich stärker oder gewaltbereit ist, solle man unbedingt Hilfe holen: in Form anderer Zeugen oder der Polizei. Wichtig sei dabei auch, Hilfe von umstehenden Zeugen aktiv einzufordern. Einer direkten Ansprache könne sich niemand entziehen. Daher solle man nicht einfach laut „Hilfe“ rufen, sondern einzelne Personen direkt ansprechen.