Zwischen Tradition und Moderne - Mode entdeckt die Trachten

Hannover (dpa) - Trend zur Tracht: Viele Modedesigner greifen traditionelle Kleidung auf und gestalten sie neu. Doch die Zukunft der Tracht sehen Experten skeptisch.

Das blonde Model posiert im leuchtend roten Rock, der von einer Schleife auf Hüfthöhe gehalten wird, ihren Kragen ziert ein angedeutetes Blümchenmuster. Sonst ist nicht viel geblieben vom „Zeichen bäuerlichen Selbstbewusstseins“, wie Sigmund Graf Adelmann die Schaumburger Tracht aus der Region Hannover nennt. Adelmann ist Geschäftsführer des Kulturvereins Schaumburger Landschaft. Mit der Modewerkstatt der Hochschule Hannover präsentiert er ein modisches Design der Regionaltracht - und liegt damit voll im Trend. Eine langfristige Zukunft für die Tracht sieht die Modeszene allerdings nicht.

Momentan sei regionale Kleidung noch gefragt, sagt Nina Peter vom Deutschen Mode-Institut: „Tradition ist in der Mode ein Riesenthema. Trachten waren ein richtiger Hype in den letzten Jahren.“ Doch obwohl Trachtenvereine weiter hohe Mitgliederzahlen verzeichnen, wie der Deutsche Trachtenverband bestätigt, werden diejenigen, die eine Tracht im Alltag tragen, immer weniger. So sind sich auch der Trachtenvielfalt im Norden nur noch wenige Menschen bewusst. Deutschlandweit bekannt sind lediglich Trachten aus Bayern oder dem Schwarzwald.

Carsten Behm, Professor für Modedesign an der Hochschule Hannover, sieht im Modeeinfluss von Trachten in den vergangenen Jahren einen Heimat-Trend. Dieser sei momentan als Gegenbewegung zur Globalisierung zu verstehen und symbolisiere sich im Oktoberfest, das in vielen Städten gefeiert werde. Auch in Niedersachsen kleidet man sich dann in bayrischer Tracht. „Ich glaube, viele finden die Tracht einfach so genial, weil man als Preuße auch mal für einen Tag a Bayer sein kann“, sagt Christina Kronawitter vom Dirndl-Label „Mein Herzblut“ aus Landau in Niederbayern.

Kim Schimpfle vom Modelabel „Schwarzwald Couture“ in Freiburg bedruckt Kleider traditioneller Art mit Landschafts- und Heimatmotiven. Ihr Ziel ist es, Traditionen aufzulockern. „Trachten haben sich immer entwickelt, heute geht das vielleicht schneller“, meint Schimpfle. Der momentane Mode-Höhenflug der Trachten werde wieder abebben, vermutet sie. Accessoires könnten allerdings in der Mode überleben und wie persönliche Andenken fungieren, hofft Adelmann.