30 Tote bei Talibananschlag auf Polizeikonvoi in Kabul

Kabul (dpa) - Bei einem Anschlag der radikalislamischen Taliban auf einen Polizeikonvoi sind nahe der afghanischen Hauptstadt Kabul mindestens 30 Polizeikadetten getötet worden. Das ging Nachmittag aus einer vom Innenministerium veröffentlichten Stellungnahme hervor.

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58 Menschen seien verletzt worden. Der Bezirksleiter der betroffenen Gegend in der Provinz Paghman nahe Kabul-Stadt, Musa Rahmati, sprach sogar von 37 Toten - darunter vier Zivilisten. Insgesamt waren rund 220 Menschen mit dem Konvoi gereist.

Nach Angaben des Innenministeriums waren zwei Selbstmordattentäter an dem Anschlag beteiligt. Einer hatte zunächst ein mit Sprengstoff beladenes Auto in einen Bus des Konvois gerammt. Der zweite Attentäter sprengte sich offenbar neben einem weiteren Bus in die Luft, nachdem die ersten Rettungskräfte eingetroffen waren.

Insgesamt waren demnach fünf Busse des Konvois betroffen. Ein Video vom Tatort zeigte mindestens zwei von ihnen schwer beschädigt: einen mit abgerissener Haube, den anderen mit total verbeulter Hülle.

Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag per Kurznachrichtendienst Twitter und gaben zunächst an, 27 Menschen getötet zu haben. Mit einem zweiten Tweet erhöhte Sprecher Sabiullah Mudschahid die angebliche Opferzahl auf 150. Taliban-Angaben sind allerdings oft übertrieben.

Der Doppelanschlag löste empörte Reaktionen aus. Der afghanische Präsident Aschraf Ghani twitterte, die Taliban hätten mit dieser Tat mehr denn je ihre „gnadenlose, gemeine Natur offenbart“. Die Nato-Mission Resolute Support verurteilte den Anschlag scharf und sagte, die Taliban ließen jeglichen Respekt für menschliches Leben vermissen. Die US-Botschaft in Kabul sagte in einer Stellungnahme, der Anschlag im heiligen Monat des Ramadan sei schrecklich.

Fahrzeuge von Polizei, Militär und Regierung werden landesweit mittlerweile fast täglich angegriffen. Die Anschläge sind Teil einer von den Taliban mit Beginn ihrer Frühjahrsoffensive verkündeten Taktik zur Zermürbung von Streitkräften und Regierung. Außerdem halten die Taliban für Razzien vermehrt zivile Reisebusse an. Sie haben in den vergangenen Monaten Hunderte Passagiere entführt, um vor allem Streitkräfte in Zivil ausfindig zu machen. Allein in den vergangenen fünf Wochen töteten sie mindestens 24 von ihnen.

Erst vor zehn Tagen waren bei einem Selbstmordanschlag der Taliban auf einen Bus mit nepalesischen Wachmännern der kanadischen Botschaft 15 Menschen getötet worden.