Rufe nach Waffenruhe 500 Zivilisten in Aleppo getötet

Aleppo/Genf (dpa) - Seit dem Beginn der Offensive syrischer Regierungstruppen auf die Großstadt Aleppo sind Aktivisten zufolge rund 500 Zivilisten ums Leben gekommen.

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Die meisten Opfer gab es nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte durch Angriffe der Armee und ihrer Verbündeten auf die Rebellengebiete im Osten Aleppos.

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„Uns erreichen sehr verzweifelte Hilferufe - von Ärzten, von freiwilligen Helfern, von zivilen Gruppen“, sagte Syriens UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland in Genf.

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Er zeigte sich enttäuscht über das Ausbleiben von Hilfslieferungen in die Gebiete. Weil Ost-Aleppo seit Wochen von der Außenwelt abgeschnitten ist, herrscht dort akuter Mangel an Trinkwasser, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung. Seit dem Sommer hätten die Vereinten Nationen jeden Tag versucht, Zugriff zu dem Bereich zu bekommen, sagte Egeland. Für Dezember habe die syrische Regierung den Zugang zu rund 800 000 Hilfsbedürftigen in besetzten oder schwer zu erreichenden Gebieten genehmigt.

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Internationale Hilfsorganisationen riefen zu einer sofortigen humanitären Waffenruhe auf. Aktivisten aus Ost-Aleppo forderten die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf. Egeland klagte, er habe in seinen vielen Amtsjahren noch nie so schwierige und frustrierende Verhandlungen erlebt.

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Durch heftige Luftangriffe und Artilleriebeschuss von syrischen Regimekräften seien in Aleppo 384 Zivilisten getötet worden, unter ihnen 45 Kinder, erklärten die Menschenrechtsbeobachter. 114 Menschen starben demnach durch Granaten, die Rebellen auf Stadtviertel unter Kontrolle der Regierung oder kurdischer Einheiten gefeuert hätten. Darunter seien 36 Kinder gewesen. Im selben Zeitraum wurden zudem mehr als 300 Kämpfer der Rebellen getötet.

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Die Menschenrechtsbeobachter sitzen zwar in Großbritannien, sie stützen aber ihre Angaben auf Informationen von Aktivisten in Syrien. Die syrische Armee und verbündete Milizen hatten Mitte November eine Offensive auf den Osten Aleppos begonnen. Mittlerweile haben die Angreifer rund 80 Prozent des bisherigen Rebellengebietes erobert.

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Die frühere Handelsmetropole zählt im fast sechs Jahre andauernden Bürgerkrieg zu den umkämpftesten Gebieten. Aktivisten melden seit Tagen heftige Angriffe auf Ost-Aleppo. Bilder zeigen große Zerstörungen. Zehntausende sind vor den Kämpfen und Bombardierungen geflohen. Rebellen wiederum beschossen mehrmals Aleppos Westen, der von der Regierung beherrscht wird.

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Das internationale Rote Kreuz (IKRK) berichtete, 150 notleidende Zivilisten seien am Mittwoch aus der von der Regierung eroberten Altstadt Aleppos gebracht worden. „Wir haben heute Abend so viel Leid gesehen“, erklärte das IKRK über Twitter. Die Menschen hätten seit einer Woche kein Essen bekommen.

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Die Hilfsorganisation Save the Children warnte, Zehntausende Kinder in Ost-Aleppo seien zu Zielen geworden. Quellen von dort berichteten, dass die Menschen praktisch nur noch mit ihren Kleidern am Leib durch die Straßen liefen. „Es gibt nur noch wenig medizinische Hilfe und sehr wenige Vorräte. Nahrung ist gefährlich knapp.“

Ein Aktivist aus Ost-Aleppo berichtete, es gebe nur noch verschmutztes Wasser aus Brunnen sowie alle zwei Tage Reis und Brot. Der Leiter der forensischen Abteilung in den Rebellengebieten, Mohammed Abu Dschaafar, forderte die internationale Gemeinschaft auf, die „Massaker“ in Aleppo zu stoppen. „Dieser SOS-Ruf könnte der letzte sein“, sagte er in einer Audiobotschaft. „Aleppo ist zerstört. Die Stadt ist fast tot und stößt ihre letzten Atemzüge aus.“