Al-Kaida wollte angeblich Züge angreifen

Washington (dpa) - Höchste Anerkennung für die Elitesoldaten: US-Präsident Barack Obama will Mitgliedern der Sondertruppe Navy Seals persönlich seinen Dank aussprechen. Dieses Spezialkommando hatte den Terroristenführer Osama bin Laden in einer Blitzaktion in seinem Unterschlupf in Pakistan getötet.

Bei seinem Besuch in Fort Campbell (US-Bundesstaat Kentucky) werde Obama die Mitglieder des Sonderkommandos „unter vier Augen“ sprechen, berichtete die „Washington Post“.

Am Donnerstagabend hatte der US-Präsident In New York der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 gedacht. Inzwischen gibt es angeblich Hinweise, dass die Terrororganisation Al-Kaida zum zehnten Jahrestag des Attentats spektakuläre Anschläge auf Züge in den USA. Darauf deuteten US-Medienberichten zufolge bei der Operation gegen Bin Laden in Pakistan sichergestellte Funde hin.

Demzufolge dachte das Terrornetz zumindest bis Februar 2010 an „eine Operation gegen Züge an einem nicht näher bezeichneten Ort“. Als eine Option habe Al-Kaida überlegt, einen Zug durch Manipulation der Schienen auf einer Brücke zum Entgleisen zu bringen. Nach ersten Auswertungen habe aber keine Planung eine konkrete Phase erreicht.

Am Rande seines Besuchs in Fort Campbell will sich US-Präsident Obama bei den Navy Seals persönlich für die erfolgreiche Operation in Pakistan bedanken. Die Namen der an der Blitzaktion beteiligten Mitglieder des Sonderkommandos sind öffentlich nicht bekannt. Und es sei „unwahrscheinlich, dass die Namen der Männer des höchst spezialisierten Teams 6 jemals bekanntwerden“, schreibt die „Washington Post“.

Das Weiße Haus hülle sich auch in Schweigen, ob Obama direkt mit den „schätzungsweise zwei Dutzend Navy Seals“ zusammenkommen werde, die von Hubschraubern am stark gesicherten Haus Bin Ladens in Pakistan abgesetzt worden seien, oder mit anderen Beteiligten der riskanten Aktion. Bereits am Mittwoch war Obama im Weißen Haus mit dem für Spezialeinsätze zuständigen Vizeadmiral William McRaven zusammengekommen und hatte ihm den Dank der Nation übermittelt.

Am Donnerstag hatte Obama in stillem Gedenken an die Opfer der Terroranschläge vom 11. September am Ground Zero einen Kranz niedergelegt. Etwa 2600 Menschen waren seinerzeit in New York umgekommen, als Terroristen zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center steuerten und die Gebäude zum Einsturz brachten. Auf Wunsch Obamas hatte sein erster Besuch als US-Präsident an dem symbolträchtigen Ort einen privaten Charakter. Er wollte mit den Menschen von Angesicht zu Angesicht sprechen.

Die Regierung in Islamabad warnte unterdessen vor weiteren Kommandoaktionen in Pakistan. Wenn ein Land glaube, es könne die USA nachahmen, dann schätze es die Lage in Pakistan völlig falsch ein, sagte der pakistanische Außenstaatssekretär Salman Bashir. Nach der US-Aktion gegen Bin Laden will die pakistanische Regierung Medienberichten zufolge nun den ebenfalls im Land vermuteten Al-Kaida-Vize Eiman al-Sawahiri und Taliban-Chef Mullah Omar aufspüren.

Geheimdienstexperten in den USA und Europa sind überzeugt, dass Bin Laden Hilfe von pakistanischen Behörden hatte. Die „Washington Post“ berichtete unter Berufung auf US-Beamte, dass der Geheimdienst CIA Bin Laden in Pakistan über Monate hinweg ausspioniert hat, um die Operation des Spezialkommandos vorzubereiten.