Al-Kaida wollte Londoner Flughafen angreifen
Washington/Berlin/Madrid (dpa) - Die Terrororganisation Al-Kaida wollte nach den Anschlägen vom 11. September 2001 angeblich den Londoner Großflughafen Heathrow angreifen.
Ein Selbstmordkommando sollte ein Verkehrsflugzeug nach dem Start in seine Gewalt bringen und auf den Terminal stürzen lassen. Das gehe aus Dossiers des US-Verteidigungsministeriums hervor, die die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichen wolle, berichtet das Magazin „Der Spiegel“.
Der Al-Kaida-Planer Chalid Scheich Mohammed, der im Gefangenlager Guantánamo einsitzt, habe dem US-Geheimdienst CIA gestanden, 2002 zwei Zellen zur Vorbereitung des Anschlags gebildet zu haben. In Großbritannien lebende Terroristen sollten demnach in Kenia lernen, ein Flugzeug zu steuern. Die Aussagen fänden sich in 765 Dossiers über Guantánamo-Häftlinge. Auch weitere Anschläge mit entführten Verkehrsflugzeugen auf Gebäude und Flughäfen in den USA seien erwogen worden. Allerdings weist der „Spiegel“ darauf hin, dass bei den Verhören in Guantánamo Aussagen mit Folterungen erpresst wurden.
Aus den mehr als 700 veröffentlichten Dokumenten geht weiter hervor, dass in dem Lager in Kuba Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung gewesen seien, berichtete die spanische Zeitung „El País“ sowie andere Medien. 160 Verdächtige seien zum Teil mehrere Jahre lang gefangen gehalten worden, obwohl sie mit dem Terrornetz Al-Kaida nichts zu tun gehabt hätten und von den US-Militärs als „ungefährlich“ eingestuft worden seien.
In Guantánamo seien neben mutmaßlichen gefährlichen Terroristen auch geisteskranke, altersschwache und völlig unschuldige Menschen inhaftiert worden. 143 Verdächtige seien mehr als neun Jahre in dem Lager gefangen gehalten worden. Derzeit seien in Guantánamo noch 172 Menschen inhaftiert.
US-Präsident Barack Obama hatte das Lager eigentlich schließen wollen, dieses Versprechen aber nicht eingelöst. Menschenrechtsgruppen hatten die Zustände in dem Lager immer wieder kritisiert. Die Inhaftierungen seien völlig willkürlich gewesen, berichtete „El País“.
Den Informationen zufolge war unter den Gefangenen in dem Lager auch ein 89-Jähriger, der unter Altersschwachsinn und schweren Depressionen litt. Ein Afghane sei in seiner Heimat auf der Suche nach seinem Sohn in die Hände von US-Militärs geraten und nach Guantánamo gebracht worden.
Das Pentagon nannte die Veröffentlichung der sensiblen Informationen als „bedauernswert“. Einige Informationen würden nicht mehr die „derzeitige Betrachtungsweise“ der Regierung widerspiegeln.
Wie die „New York Times“ berichtete, sind viele Hinweise gegen die Häftlinge derart schwach und widersprüchlich, dass sie niemals vor einem zivilen Gericht oder vor einem Militärtribunal Bestand hätten. Zugleich berichtete dass Blatt über vereinzelte Übergriffe der Inhaftierten: Gefangene würden Wächter schlagen oder mit Fäkalien bewerfen.
Die 172 Gefangenen, die nach wie vor in dem Lager seien, würden als extrem gefährlich eingeschätzt, schreibt das Blatt. 600 Gefangene seien bereits in andere Länder transferiert worden - rund ein Drittel unter ihnen sei ebenfalls als sehr gefährlich eingestuft worden.