Anschlag in Nigeria: Zahl der Toten steigt
Kapstadt/Abuja (dpa) - In Nigeria sind bei einem Anschlag mutmaßlicher Islamisten am Ostersonntag 38 Menschen getötet worden. Ursprünglich hatte der Attentäter örtlichen Medienberichten zufolge seine Autobombe vor einer Kirche zünden wollen.
Als ein Wachmann ihn in einiger Entfernung von dem Gotteshaus stoppte, habe er den Sprengsatz gezündet. Der Verdacht fiel auf die islamistische Terrororganisation Boko Haram. Die Sekte will die Christen aus dem überwiegend islamisch geprägten Norden des Landes vertreiben.
Dutzende Menschen wurden bei dem Anschlag in Kaduna verletzt, 13 von ihnen schwer, wie der Sprecher des nationalen Katastrophendienstes, Malam Abubakar Zakari Adamu, mitteilte. Nach Angaben eines Rot-Kreuz-Vertreters könnte die Zahl der Opfer aber noch deutlich höher liegen als offiziell angegeben.
Einen weiteren Anschlag gab es auf eine Kneipe in Tudun Wada nahe Jos in Zentral-Nigeria. Dabei wurden am Sonntagabend nach offiziellen Angaben mehrere Menschen verletzt. Tote habe es nicht gegeben. Der mit einem Zeitzünder versehene Sprengsatz sei gegen 21.30 Uhr explodiert, sagte Polizeisprecher Mdahyelya Markus. Islamisten hatten bereits in der Vergangenheit Anschläge auf Gaststätten verübt, in denen Alkohol ausgeschenkt wird.
Obwohl sich zunächst niemand zu den Anschlägen bekannte, wurde Boko Haram in den Medien für die Taten verantwortlich gemacht. Die Organisation hatte zu Ostern mit Anschlägen in der Provinz Kaduna mit der gleichnamigen Hauptstadt gedroht.
Unter den Toten von Kaduna ist nach Angaben der Sicherheitsbehörden auch der Fahrer, der sein mit Sprengstoff beladenes Auto auf einer belebten Kreuzung zur Explosion brachte. Eine Augenzeugin berichtete der Nachrichtenagentur dpa, dass vor allem Fahrer von Motorradtaxis, Bettler und Passanten unter den Opfern seien. Aber auch Kleinkinder seien getötet worden. „Viele Körper sind verstümmelt“, sagte die Anwohnerin Alice Bako.
In Rom erinnerte Papst Benedikt XVI. in seiner Osterbotschaft an das Leiden der Christen in Nigeria. Das Kirchenoberhaupt wünschte dem westafrikanischen Land die Energie, „um den Aufbau einer friedlichen Gesellschaft wieder aufzunehmen, die die Religionsfreiheit respektiert.“
Das Attentat sorgte auch in Deutschland für Empörung. „Das ist ein gezielter Angriff auf Christen an einem ihrer höchsten Feiertage“, sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder. „Wir dürfen über die zunehmende Gewalt gegen Christen nicht zur Tagesordnung übergehen.“ Der CDU-Politiker setzt sich seit langem für verfolgte Christen in der Welt ein.
Boko Haram terrorisiert Nigeria seit vielen Monaten. Bei Anschlägen auf das UN-Hauptquartier in Abuja, auf Kirchen, Polizeistationen und Lokale, in denen Alkohol ausgeschenkt wird, haben die Islamisten bereits Hunderte Menschen getötet. Muslime und Christen stellen im bevölkerungsreichsten Land Afrikas jeweils die Hälfte der etwa 150 Millionen Einwohner.
Unterdessen kamen im Südosten Nigerias beim Einsturz einer Kirche 30 Menschen ums Leben, viele andere wurden verletzt. Das Unglück in Adamgbe im Bundesstaat Benue ereignete sich während einer Vigil, einer liturgischen Gebetswache, in der Nacht vor Ostersonntag. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass es sich um ein Unglück und nicht um einen Anschlag gehandelt habe.