Außenhandel Anton Börner: "Trump kann Deutschland katastrophal schaden"
Berlin. Außenhandels-Verbandschef Börner warnt vor Machtbesessenheit des US-Präsidenten Der deutsche Außenhandelsverband BGA schlägt Alarm: Mit der Abschottungspolitik von US-Präsident Donald Trump droht Deutschland erheblicher Schaden.
Anton Börner ist eigentlich ein optimistischer Mensch. Als vor zwei Jahren der VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte ruchbar wurde, reagierte der BGA-Präsident demonstrativ gelassen ("Untergangs-Szenarien helfen nicht weiter"). Die ersten Amtshandlungen des neuen US-Präsidenten haben den Chef-Lobbyisten deutscher Exporteure dagegen regelrecht in Panikstimmung versetzt. Trump sei ein "von sich absolut überzeugter und machtbesessener" Familienunternehmer ohne Bindung zur sozialen Marktwirtschaft", erklärte er am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Vernunft oder Kompromissbereitschaft seien ihm eher fremd. Börner muss es wissen. Schließlich ist der 62-jährige Ingolstädter selbst Chef einer mittelständischen Firma. Nach Überzeugung Börners hat Trump mit seinem Wahlsieg nun sein "Traumunternehmen" erhalten, nämlich die gesamte USA. Und dies, so machte Börner klar, lässt Schlimmes erwarten.
Tatsächlich steht für die Exportnation Deutschland viel auf dem Spiel. Hunderttausende Arbeitsplätze hängen hierzulande davon ab, wie europäische Unternehmen ihre Produkte in den USA verkaufen können. Für die deutschen Ausfuhren sind die USA mittlerweile zum wichtigsten Zielland geworden. Allein im Jahr 2015 summierten sie sich auf einen Wert von fast 114 Milliarden Euro. Bei den Importen sind die USA der viertwichtigste Handelspartner nach China, den Niederlanden und Frankreich. Laut BGA-Schätzung könnten die gesamten deutschen Ausfuhren 2017 weiter um bis zu 2,5 Prozent zulegen. "Hinter dieser Prognose muss jedoch ein großes Fragezeichen stehen", klagte Börner.
Erst vor ein paar Tagen hatte Trumps Berater Peter Navaro Deutschland vorgeworfen, andere Staaten durch den billigen Euro auszubeuten. Für Verunsicherung in deutschen Firmen sorgen zudem Trumps Drohungen, Strafzölle etwa für BMW-Autos zu verhängen. Auch die chinesische Wirtschaft nahm Trump ins Visier. Nach Einschätzung Börners lässt sich dieser Protektionismus kaum "ohne Regelbruch" realisieren. Sollten die Handelsbarrieren tatsächlich auch gegen China umgesetzt werden, dann werde sich dies "katastrophal für die exportorientierte deutsche Wirtschaft und für unser Land insgesamt auswirken", warnte Börner.
Bleibt die Frage, was sich dagegen tun lässt. "Trump versteht nur eine harte Sprache", so der BGA-Chef. Deshalb müsse man ihm klar machen, "dass er noch viel mehr verlieren wird, wenn wir verlieren". Zwar beeindruckten Trump weder Politiker noch Medien, dafür aber Banken und Börsen. Und die, so Börner, würden sehr empfindlich reagieren. "Da die US-Altersversorgung an den Börsen hängt, kann schließlich jeder Trump-Wähler, jeder Rentner an seinem Kurszettel und an der Höhe seiner Rente ablesen, wie aus dem Gewinner Trump ein Verlierer wird". Hier sei der US-Präsident "verwundbar", so Börner. Notfalls müsse sich Europa ebenfalls "Sanktionen überlegen."
Als weitere Maßnahme regte Börner eine Allianz mit großen US-Unternehmen an, die von der Bunderegierung gefördert werden müsse. Konzerne wie Twitter, Google und Microsoft hatten wegen des von Trump verhängten Einreiseverbots für Menschen aus islamischen Staaten vor wirtschaftlichen Nachteilen für die USA gewarnt: Solche Barrieren verhinderten, dass große Talente ins Land kommen könnten.