Arme US-Amerikaner werden immer ärmer
Washington (dpa) - Die Schere zwischen Arm und Reich in den USA ist laut einer aktuellen Studie so weit auseinander wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Das eine Prozent der US-Haushalte, das am reichsten ist, habe im Schnitt 225 Mal so viel Vermögen wie der amerikanische Durchschnittshaushalt, teilte das liberale „Economic Policy Institute“ (EPI) am Freitag in Washington mit. So groß sei der Unterschied seit Beginn der Erhebung 1962 noch nie gewesen.
Bei der letzten Berechnung durch das Institut im Jahr 2007 hätten die Wohlhabenden 181 Mal so viel besessen wie die Normalbürger. In den 60er habe der Wert, der den Vermögensunterschied zwischen Arm und Reich ausdrückt, noch bei 125 gelegen.
Zwar sei die große Rezession der vergangenen Jahre auch an den Wohlhabenden nicht spurlos vorbei gegangen. So besaß das reichste Prozent 2009 im Durchschnitt über 14 Millionen Dollar (10,6 Millionen Euro) - und damit 27 Prozent weniger als 2007. Aber bei den restlichen 99 Prozent der Haushalte betrug das Vermögen 2009 im Schnitt nur noch 62 200 Dollar, was ein Rückgang bei deren Vermögen um 41 Prozent bedeutet.
In den Vermögenswert wird unter anderem auch der Hausbesitz eingerechnet. Der durchschnittliche Amerikaner habe viel stärker unter dem Verfall der Immobilienpreise gelitten als die reiche Bevölkerung, erklärte das EPI.
Das gemeinnützige Forschungsinstitut, das sich seit 1986 mit der Lage der ökonomischen Mittel- und Unterschicht in den USA beschäftigt, hat in der Studie auch bei der Einkommensverteilung zunehmende Unterschiede ausgemacht.
So habe das untere Fünftel der US-Bevölkerung zwischen 1979 und 2005 beim Einkommen nach Abzug der Inflation insgesamt um 200 Dollar zulegen können. In der Mitte der Gesellschaft habe der Zuwachs in den 26 Jahren insgesamt bei mehr als 9000 Dollar gelegen. Die absolute Spitze, 0,1 Prozent der Bevölkerung, hätte in der gleichen Zeit fast 6 Millionen Dollar mehr eingenommen.