Ausnahmezustand Ausnahmezustand nach Protesten gegen Schüsse in Charlotte

Charlotte (dpa) - Über die US-Stadt Charlotte ist nach gewalttätigen Ausschreitungen der Ausnahmezustand verhängt worden. Auslöser waren eskalierende Proteste gegen Polizeigewalt.

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Die Bürgermeisterin und der Polizeichef der größten Stadt North Carolinas sagten am Donnerstag vor Medien, es habe keine andere Möglichkeit gegeben, die Stadt und auch Polizisten selbst zu schützen.

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Am zweiten Tag in Folge waren in Charlotte am Mittwoch Hunderte Menschen auf die Straße gegangen. Sie protestierten gegen die Erschießung eines Afroamerikaners durch einen ebenfalls schwarzen Polizisten.

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„Das begann als sehr friedliche Demonstration“, sagte Polizeichef Kerr Putney. Dann sei die Lage durch Gewalttäter eskaliert: Es kam zu Sachbeschädigungen und Plünderungen. Die Polizei setzte Tränengas ein.

Nach Polizeiangaben wurden 44 Menschen festgenommen. 5 Polizisten und insgesamt 9 Demonstranten wurden verletzt. Darunter ist ein Mann, der angeschossen wurde. Zunächst hatte es geheißen, er sei gestorben. Der Mann war laut Polizei am Donnerstag in kritischem Zustand. Man gehe davon aus, dass er von einem anderen Zivilisten angeschossen wurde, habe aber eine genaue Untersuchung eingeleitet, sagte Putney.

Randalierer schlugen Fensterscheiben von Gebäuden und Fahrzeugen ein, schrieben den Namen der Bürgerrechtsbewegung „Black Lives Matter“ an Wände und griffen auch Reporter an, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Nahverkehrszüge fielen aus. Laut Polizei lösten sich die Proteste ab 3.00 Uhr auf.

Justizministerin Loretta Lynch rief die Demonstranten zu Gewaltverzicht auf. „Ich weiß, dass das schwierige Zeiten sind. Die Ereignisse der vergangenen Tage verlangen nach Antworten“, sagte sie. Die berechtigten Proteste dürften aber nicht von Gewalt überlagert werden. Sie sagte, das Justizministerium und das FBI beobachteten die Situation in Charlotte.

Über den Tod des Afroamerikaners am Dienstag gibt es unterschiedliche Darstellungen. Putney hatte am Mittwoch gesagt, Polizisten hätten bei einer Fahndung auf einem Parkplatz einen Bewaffneten in einem Auto angetroffen. Nach mehrfacher Aufforderung sei dieser ausgestiegen, habe mit der Waffe Polizisten bedroht und sei erschossen worden. Bei der Pressekonferenz erklärte der Polizeichef nun, auf einem Video des Vorfalls sei nicht eindeutig zu erkennen, dass der Mann seine Waffe auf die Polizisten gerichtet habe.

Die Schwester des Erschossenen hatte gesagt, ihr Bruder sei unbewaffnet gewesen. Er habe im Auto ein Buch gelesen und auf seine Kinder gewartet, als die Polizei ihn tötete. Die Sicherheitsbehörden wollen der Familie das Video des Vorfalls zeigen. Veröffentlicht werden soll es aber zunächst nicht.

Erst am Montag war ein Video bekannt geworden, das zeigt, wie eine weiße Polizistin in Oklahoma einen unbewaffneten Afroamerikaner erschoss. Wie bei früheren Fällen von tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner gab es landesweit Diskussionen.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump brachte bei einer Veranstaltung in Ohio die Polizeirichtlinie „stop and frisk“ ins Gespräch. Der Gebrauch dieser Taktik, die willkürliches Kontrollieren und Durchsuchen von Passanten erlaubt, hatte in New York vor wenigen Jahren für scharfe Kritik gesorgt. Meist wurden Schwarze und Latinos kontrolliert. Ein Bundesgericht erklärte die Praxis der Stadt vor drei Jahren für verfassungswidrig.