Auszählung in Pakistan: Wohl klarer Sieg für Nawaz Sharif

Islamabad (dpa) - Die Auszählung der Stimmen der Parlamentswahl in Pakistan deutet auf einen deutlichen Sieg der Muslim-Liga (PML-N) von Ex-Premierminister Nawaz Sharif hin. Die Wahlkommission hatte bis zum Dienstagabend die vorläufigen Ergebnisse aus 256 von 269 Wahlkreisen bekanntgegeben.

Dabei entfielen 123 Sitze auf die PML-N. Den Angaben zufolge kam die bisher regierende Volkspartei PPP auf 31 Sitze; die Tehreek-e-Insaf (Bewegung für Gerechtigkeit/PTI) von Cricket-Legende Imran Khan erhielt 27 Mandate.

Khan, der bereits den Gang seiner PTI in die Opposition angekündigt hatte, verlangte eine Überprüfung der Ergebnisse. „Heute werden wir die Neuauszählung von 25 Wahlkreisen in Punjab fordern, wo wir ausreichend Beweise für Manipulation/Unregelmäßigkeiten haben“, twitterte er am Dienstag. Im Punjab - der bevölkerungsreichsten Provinz des Landes - hat die Muslim-Liga eine überwältigende Mehrheit der Wahlkreise erobert.

Ein pakistanisches Wahlbeobachter-Netzwerk ermittelte in einigen Wahllokalen eine unmögliche Beteiligung von mehr als 100 Prozent. In 49 der 8119 überwachten Wahllokale seien am Samstag mehr Stimmen abgegeben worden, als Wähler registriert waren, erklärte das Free and Fair Election Network (Fafen) am späten Montagabend. Das Netzwerk rief die Wahlkommission auf, alle Daten im Internet zu veröffentlichen und die fehlerhaften Ergebnisse nicht in das Endergebnis mit einzubeziehen.

Trotz der Manipulationsvorwürfe hatten sowohl die Volkspartei PPP als auch Khans PTI am Montag die Wahlsieg der Muslim-Liga anerkannt. Die EU-Wahlbeobachter stellten der Wahl in der Atommacht ein insgesamt positives Zeugnis aus. In etwa zehn Prozent der Wahllokale seien allerdings Unregelmäßigkeiten festgestellt worden. Die Wahlkommission will Beschwerden nachgehen.

Nach den vorläufigen Ergebnissen entfielen 26 Sitze auf unabhängige Kandidaten. In zwei Wahlkreisen war die Wahl verschoben worden, weil Kandidaten gestorben waren, in einem weiteren verhinderten Sicherheitsbedenken die Abstimmung. Die Ergebnisse für einen Parlamentssitz wurde wegen möglicher Unregelmäßigkeiten noch nicht verkündet, in einem weiteren Wahlkreis muss teilweise nachgewählt werden.

Sharif dürfte damit zum dritten Mal Premierminister werden. Er war bereits von 1990 bis zu dem vom Militär erzwungenen Rücktritt 1992 sowie von 1997 bis zum Putsch des damaligen Armeechefs Pervez Musharraf im Jahre 1999 Regierungschef in Pakistan. Sein Bruder Shahbaz Sharif hatte die Hoffnung geäußert, mit Hilfe der unabhängigen Kandidaten eine absolute Mehrheit im Parlament zu erhalten.