Berlusconi tief bewegt von erstem Arbeitstag im Seniorenheim
Mailand (dpa) - Den italienischen Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi hat sein erster Dienst in einem Seniorenheim tief berührt. „Was mich am meisten beeindruckt hat, war die Hingabe der Menschen, die mit den Alzheimer-Patienten arbeiten“, sagte der 77-Jährige. „Die Stunden, die ich dort verbracht habe, waren sehr intensiv.“
Berlusconi soll in dem Seniorenheim künftig einmal pro Woche für mindestens vier Stunden Alzheimer-Patienten betreuen. Mit dem Sozialdienst kann er seine auf ein Jahr reduzierte Strafe wegen Steuerbetrugs ableisten. So entgeht er einem strengeren Hausarrest.
„Ich habe viele Witze gemacht, wir haben viel über den AC Mailand gesprochen“, beschrieb der dreimalige Ministerpräsident seinen gut vierstündigen Auftakt am Freitag im katholischen Sacra-Famiglia-Zentrum in Cesano Boscone weiter. Zu seinem nächsten Dienst wolle er Uhren des Fußballvereins mitbringen. Der Traditionsclub gehört zu der von Berlusconi gegründeten Holding Fininvest.
Der Mitte-Rechts-Politiker soll langsam an den Umgang mit den Heimbewohnern herangeführt werden. Zunächst wird er stets von Betreuern begleitet. Seine Aufgaben bestehen voraussichtlich vor allem darin, den Menschen nach dem Frühstück beim Lesen oder bei motorischen Übungen zu helfen. Nicht eingesetzt wird er für Büroarbeiten oder für Entertainment.
Berlusconi hatte zuvor angekündigt, er wolle eine „Überraschung“ mitbringen. Er habe sich in den vergangenen Wochen über neue Therapien für Alzheimer-Kranke informiert.
Berlusconi führt gegenwärtig auch den Europa-Wahlkampf seiner Mitte-Rechts-Partei Forza Italia (FI). Wegen seiner rechtskräftigen Verurteilung darf er selbst nicht als Spitzenkandidat antreten, ist aber weiter Leitfigur der Partei. Sie käme Umfragen zufolge derzeit auf 17,5 bis 19,5 Prozent der Stimmen und läge damit deutlich hinter der Demokratischen Partei (PD) von Regierungschef Matteo Renzi.
Während seines Sozialdienstes darf sich Berlusconi von Dienstag bis Donnerstag in Rom aufhalten, muss sich sonst aber an einige Auflagen halten. Er darf seine Heimatregion nur nach vorheriger Genehmigung verlassen und muss zwischen 23 und 6 Uhr zu Hause bleiben.
Berlusconi war im August vergangenen Jahres im Mediaset-Prozess wegen Steuerbetrugs rechtskräftig zu vier Jahren Haft verurteilt worden, die Strafe war jedoch wegen einer Amnestieregelung verkürzt worden. Ins Gefängnis muss Berlusconi wegen seines hohen Alters nicht mehr.