Südafrika feiert seine junge Demokratie

Auch 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid wählen die Südafrikaner den ANC mit großer Mehrheit.

PRäsident Jacob Zuma hat die Wahl klar gewonnen.

Foto: ROGAN WARD

Kapstadt. Desmond Tutu weiß, dass man oft auch für Normalität tief dankbar sein muss. „Es ist wunderbar, wunderbar“, sagte der Ex-Erzbischof von Kapstadt strahlend, als er nach der Stimmabgabe aus dem Wahllokal in Milnerton kam.

Der 82 Jahre alte Friedensnobelpreisträger erinnerte an die Ukraine, an den Südsudan und all die anderen jungen Demokratien in der Welt, die unter Unruhen und Gewalt leiden. „Wir können friedlich wählen, das ist entscheidend, dafür sind Menschen gestorben, haben gelitten, sind ins Gefängnis gegangen.“

Es sei keineswegs selbstverständlich, dass 20 Jahre nach dem Ende der rassistischen Apartheid die Südafrikaner nun schon zum fünften Mal ohne Turbulenzen ihre Volksvertreter wählen, betonen auch westliche Diplomaten. „Wir haben allen Grund zu feiern“, kommentierte die „Times“ die friedlichen Wahlen am Kap — obwohl gerade diese Zeitung den siegreichen Afrikanischen Nationalkongress (ANC) mit Präsident Jacob Zuma besonders kritisch betrachtet.

Die Freude über ereignislose Wahlen wird nur mit einem Blick zurück verständlich: Angesichts der erbitterten Kämpfe zwischen Schwarzen und Weißen im vergangenen Jahrhundert gilt die Stabilität Südafrikas seit 1994 vor allem als Verdienst des Nationalhelden Nelson Mandela. Der damalige ANC-Chef hatte Anfang der 90er Jahre mit Führungsstärke, Charisma und Vision Südafrika vor einem Bürgerkrieg bewahrt.

Davon profitiert sein ANC bis heute — das zeigte auch dieser Urnengang. Deutlich über 60 Prozent der Stimmen und damit kaum Verluste gegenüber 2009 sind ein beachtlicher Erfolg. Die vielen Skandale Zumas, die Korruptionsaffären in der Regierung oder die gravierenden sozialen Probleme Südafrikas verhinderten den klaren Wahlsieg nicht.

Dankbarkeit und Geschichtsbewusstsein seien Schlüssel zum Verständnis, warum Millionen bitterarmer Südafrikaner trotz ihrer Enttäuschung über die Regierung nach wie vor den ANC wählen, betonte Prof. Robert Schrire. Vor allem aber gelte die oppositionelle Demokratische Allianz vielen als „Partei der Weißen“, so der Politologe.

Deshalb blieb auch die größte Oppositionspartei realistisch. „Wir können Geschichte schreiben“, betonte zwar die Chefin der liberalen Demokratischen Allianz, Helen Zille. Damit meinte die deutschstämmige Regierungschefin im Westkap aber nicht einen Machtwechsel.