Berlusconi will wieder ganz nach oben — diesmal in der Schlager-Hitliste

Italiens Ex-Regierungschef hat die Texte für eine neue CD geschrieben. Sie heißt „Il vero amore“ — „Die wahre Liebe.“

Rom. Wenn Silvio Berlusconi sich entschließt zu gehen, dann tut er es für gewöhnlich nicht so ganz. So auch jetzt. Wenige Tage nach seinem Rücktritt als Italiens Regierungschef ist seine neue CD auf den Markt gekommen — vollgepackt mit schnulzig-schmachtenden Liebesliedern, deren Tiefgründigkeit an die Regierungszeit Berlusconis erinnert. „Il vero amore“ — „Die wahre Liebe“, lautet der einfache Titel des Albums, auf dem der „Cavaliere“ als Text-Schreiber fungiert. Sein Lieblingssänger Mariano Apicella gibt den elf Liedern seine Stimme.

Das Duo hat bereits in der Vergangenheit musikalisch zusammengearbeitet, und Berlusconi hat seine musikalische Vorliebe stimmgewaltig häufig auf Feiern und vorangehenden Alben demonstriert. In jungen Jahren hatte er sich als Schlagersänger auf Kreuzfahrtschiffen verdingt.

Die CD sollte schon im September erscheinen — da kämpfte Berlusconi noch um das politische Überleben. Der Termin scheiterte aber angeblich an technischen Problemen. Sei’s drum. Die Texte triefen vor Sentimentalität, sei es mit Passagen wie „Umgib mich mit Liebe, bleib und lass dein Herz bei mir“ oder jammernd-vorwurfsvolle Zeilen wie „Wenn Du nicht Du wärst, wäre es besser. Dann würde ich nicht mehr an Dich denken wie an einen Fehler“.

Eine Ode an sich selbst? Darauf würde auch der Text des Liedes „Cascasse il mondo“ passen: „Wenn die Welt unterginge, wüsstest Du nicht, dass Du die Freude meines Lebens bist. Wenn die Welt unterginge, würdest Du nicht bemerken, dass ich sterbe, wenn Du nicht da bist.“ Das klingt beinahe wie eine Abschiedsrede. Wie das Ende der Ära Berlusconis, seiner Selbsteinschätzung folgend, Italien eigentlich in Chaos und Trauer versinken müsste.

Nicht umsonst lautete der Text eines seiner Wahlkampf-Lieder: „Gott sei Dank gibt es Silvio“ Klar ist, was Berlusconi ohne Regierungsamt tut: Schlagerlieder komponieren. Auch Berlusconi-Kritiker nehmen musikalisch-humoristisch Abschied. So haben die Komiker „Trio Medusa“ im Radio ein Lied gespielt, das den „armen Silvio“ scheinbar bemitleidet. Das allerdings mit der sich wiederholenden Zeile endet: „Gott sei Dank, Du gehst“.