Blutige Zusammenstöße in Kairo
Kairo (dpa) - Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften ist in Kairo nach Berichten arabischer Medien mindestens ein Menschen ums Leben gekommen. Fast 400 Menschen seien verletzt worden.
Das berichtete der Nachrichtensender Al-Dschasira unter Berufung auf Angaben des ägyptischen Gesundheitsministeriums. Bei dem Getöteten handele es sich um einen Soldaten. Der Sender Al-Arabija berichtete unter Berufung auf Krankenhausmitarbeiter von zwei Todesopfern.
Zu den Unruhen war es am Freitag gekommen, als die Armee mit Unterstützung der Polizei eine Demonstration gegen die herrschenden Militärs vor dem Verteidigungsministerium auflösen wollte. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer ein. Nach Angaben von Augenzeugen flogen von beiden Seiten Steine.
Am Abend verhängte das Militär eine nächtliche Ausgangssperre über die Gegend um das Verteidigungsministerium. In dem Viertel war es diese Woche bereits zu blutigen Straßenschlachten zwischen Demonstranten und Schlägertrupps gekommen, bei denen nach offiziellen Angaben neun Menschen getötet wurden.
Der Protest der Demonstranten richtete sich gegen den Obersten Militärrat, der nach dem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak im Februar 2011 die Macht übernommen hatte. Auch auf dem zentralen Tahrir-Platz fand am Freitag eine Demonstration gegen das Militär und gegen die von ihm eingesetzte Übergangsregierung statt, die aber friedlich blieb.
Tausende Aktivisten und Parteimitglieder aus verschiedenen politischen Lagern hatten zu der Kundgebung aufgerufen. Sie forderten eine rasche Machtübergabe der Militärs an eine zivile Regierung und die Entlassung von Ministerpräsident Kamal al-Gansuri. Auch die Muslimbrüder, die im ägyptischen Parlament die größte Fraktion bilden, beteiligten sich an dem Protest.
Die Ägypter sollen am 23. Mai einen Nachfolger für Mubarak wählen, der inzwischen in Kairo vor Gericht steht. Der Militärrat hatte nach seinem Abgang die Machtbefugnisse des Präsidenten übernommen. Er hat versprochen, sich nach der Präsidentenwahl aus der Politik zurückzuziehen.