Bolivien: Preiserhöhung nach Unruhen zurückgenommen

La Paz (dpa) - Mit der Rücknahme der umstrittenen Erhöhung der Benzinpreise hat der bolivianische Präsident Evo Morales die Unruhen im Lande zu beenden versucht. Vor fünf Jahren war sein Vorgänger Carlos Mesa nach Protesten gegen eine Verteuerung des Treibstoffs gestürzt worden.

Damals hatte Morales die Opposition angeführt.

Am vergangenen Wochenende hatte die Regierung des südamerikanischen Staates die bis dahin stark subventionierten Benzinpreise um 83 Prozent angehoben. Dies löste eine wachsende Protestwelle aus. In einer Radio- und Fernsehansprache sagte Morales am Freitag, alles bleibe beim Alten. Mit der Kehrtwende sollen weitere Demonstrationen unterbunden werden.

Am Mittwoch hatte Morales bereits mit der Heraufsetzung der Mindestlöhne um 20 Prozent die Lage zu entspannen versucht. Es war vergeblich. Selbst Koka-Bauern in der Region um Cochabamba, deren Chef Morales zwei Jahrzehnte gewesen war, blockierten aus Protest Straßen.

Am Donnerstag kam es in der Hauptstadt La Paz und weiteren Städten wie El Alto und Cochabamba im Westen des Landes zu teils gewalttätigen Demonstrationen. Dabei wurden 15 Polizisten verletzt. Die Menge griff Amtsgebäude und Zentralen von mit Präsident Morales verbündeten Organisationen an. Die Sicherheitskräfte nahmen nach eigenen Angaben mehr als 30 Demonstranten fest.

Mit der Preiserhöhung wollte Morales den Schmuggel des subventionierten Treibstoffes in Nachbarländer unterbinden. Bolivien gibt rund 350 Millionen Dollar pro Jahr für die Subventionierung aus. Im neuen Jahr könnten sogar 500 Millionen Dollar fällig werden.

Die politischen Spannungen dürften mit der Rücknahme der Preiserhöhung nicht beseitigt sein. Viele Bolivianer sind verunsichert. Sie befürchten, dass ihr Land in eine Wirtschaftskrise stürzen könnte. Vor vielen Banken bildeten sich in den vergangenen Tagen lange Schlangen von Menschen, die ihr Geld abheben wollten.