Bombenanschlag und neue Entführungen von Mädchen in Nigeria

Lagos (dpa) - Überfälle auf Dörfer, ein Bombenanschlag mit fünf Toten sowie weitere Entführungen zahlreicher Mädchen erschüttern Nigeria wenige Tage vor einem geplanten Besuch von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.

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Kämpfer der islamistischen Terrormiliz Boko Haram haben laut Medienberichten vom Donnerstag seit dem Wochenende etwa 100 Mädchen und Frauen entführt - gut sechs Monate nachdem sie mehr als 200 Schülerinnen aus der Stadt Chibok im Bundesstaat Borno auf Lastwagen mit in den Dschungel verschleppt hatten.

Die Zeitung „The Punch“ berichtete am Donnerstag, Kämpfer der Boko Haram hätten etwa 40 Mädchen aus Dörfern im nordöstlichen Bundesstaat Adamawa mitgenommen. Zuvor seien in dem nordöstlichen Bundesstaat am Wochenende schon 60 Frauen entführt worden, wie erst jetzt bekanntgeworden sei.

Die Behörden bestätigten diese Berichte bislang nicht. Nach Meldungen des britischen Senders BBC sowie nigerianischer Medien stammen sie von Augenzeugen. Der Regierung sind derartige Berichte nach Einschätzung von Diplomaten unlieb, weil sie die von ihr am vergangenen Freitag verkündeten Waffenruhe mit Boko Haram als unglaubwürdig erscheinen lassen. Von der Terrororganisation wurde ein Waffenstillstand bislang nicht bestätigt.

Am späten Mittwochabend zündeten Terroristen laut der Zeitung „Premium Times“ auf dem Busbahnhof der Stadt Azare (Bundesstaat Bauchi) eine Bombe. Neben den fünf Toten gehörten zwölf Verletzte zu den Opfern des Attentats, wie die Polizei bestätigte. Sie konnte allerdings nicht mit Sicherheit sagen, wer den Anschlag verübte. Die Zeitung berichtete ohne klar Quellenangabe, es sei bereits der dritte Anschlag von Boko Haram im Bundesstaat Bauchi gewesen.

Nigerias Regierung hatte am vergangenen Freitag erklärt, mit Boko Haram sei eine Waffenruhe vereinbart worden und die vor rund sechs Monaten von den Islamisten entführten mehr als 200 Schülerinnen würden nun freikommen. Überfälle mutmaßlicher Kämpfer von Boko Haram auf Dörfer, bei denen 18 Menschen getötet wurden, hatten jedoch bereits am Wochenende die Hoffnungen stark gedämpft.

In diplomatischen Kreisen in der Hauptstadt wird nicht ausgeschlossen, dass Splittergruppen von Boko Haram, die Verhandlungen mit der Regierung ablehnen, hinter den jüngsten Gewalttaten stecken.

Außenminister Aminu Baschir Wali hatte am Dienstag bei einem Besuch in Berlin noch die Erwartung geäußert, dass die in Chibok entführten Mädchen „in sehr naher Zukunft“ freigelassen werden. Dafür hatten sich weltweit Zehntausende Menschen eingesetzt - unter ihnen Prominente wie Amerikas First Lady Michelle Obama und Hollywoodstar Angelina Jolie. Bundesaußenminister Steinmeier will Nigeria am kommenden Wochenende gemeinsam mit seinem französischen Amtskollegen Laurent Fabius besuchen.