Breivik: „Bin nicht verrückt“

Oslo (dpa) - Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik hat ein psychiatrisches Gutachten zurückgewiesen, das ihn für unzurechnungsfähig erklärt. „Die Person, die in diesem Bericht beschrieben wird, das bin nicht ich“, sagte Breivik vor Gericht in Oslo.

„Ich denke, ganz Norwegen hat gesehen, dass ich nicht verrückt bin“, fügte der 33-jährige Attentäter hinzu. „Normalerweise habe ich Recht.“ Der Bericht enthalte „200 Lügen“. Ihm darin zugeschriebene Aussagen seien „erfunden“.

Die Gerichtspsychiater seien nicht kompetent, ihn zu beurteilen, sagte Breivik weiter. Er habe die Gutachter gefragt, ob sie jemals einen politisch motivierten Attentäter untersucht hätten. „Das hatten sie nicht. Meiner Ansicht nach sind sie inkompetent“, erklärte Breivik vor Gericht.

Die Frage nach dem Geisteszustand Breiviks ist in dem Osloer Prozess von großer Bedeutung und dürfte entscheidenden Einfluss darauf haben, ob er seine Strafe in einem Gefängnis oder in einer psychiatrischen Klinik verbüßen muss. In der Psychiatrie zu landen sei „das Schlimmste“, was einem politischen Aktivisten passieren könne, sagte Breivik. „Das entlegitimiert alles, für was du stehst.“ Er sei sich sicher, dass er nicht in der Psychiatrie enden werde.

Ein Gerichtsgutachten vom vergangenen November hatte Breivik für unzurechnungsfähig erklärt. Das Ergebnis war in der Öffentlichkeit heftig kritisiert und auch von Experten angezweifelt worden. Deshalb wurde eine zweite Beurteilung angeordnet. Laut dem zweiten Gutachten ist er schuldfähig. Die beiden Gutachterteams verfolgen den Prozess und sollen später gehört werden.

Breivik hatte am 22. Juli 2011 insgesamt 77 Menschen getötet. Bei einem Massaker auf der Insel Utøya starben 69 Teilnehmer eines Sommercamps der Jugendorganisation der norwegischen Sozialdemokraten. Acht Menschen kamen bei einem Bombenanschlag in der Osloer Innenstadt ums Leben, mehr als 200 wurden verletzt.

Breivik muss sich wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes verantworten. Er hat seine Taten gestanden, bekennt sich aber nicht schuldig. Der Prozess soll insgesamt zehn Wochen dauern, das Urteil wird Mitte Juli erwartet.