Briefbomben-Attacke: Fahndung nach Anarchisten
Rom (dpa) - Einen Tag nach den Briefbombenanschlägen in Rom mit zwei Verletzten hat die Polizei weiter nach den Tätern im anarchistischen Milieu Italiens gefahndet.
Die Terror-Ermittler gingen dabei vor allem auch Hinweisen auf eine Verbindung zwischen den beiden Paketbomben an die Botschaften der Schweiz und Chiles mit einer Attentatsserie im November in Griechenland nach. Die Päckchen waren am Donnerstag beim Öffnen in den diplomatischen Vertretungen explodiert. Zu den beiden Anschlägen bekannte sich die seit längerem in Italien aktive „Federazione Anarchica Informale“ (Fai).
Die betroffenen Botschaften seien nicht zufällig das Ziel der Sprengstoffattentate gewesen, sagte der Unterstaatssekretär im römischen Innenministerium, Alfredo Mantovano. Er verwies in einem Interview der Tageszeitung „Il Giornale“ darauf, dass eine „intensive Zusammenarbeit“ zwischen italienischen und Schweizer Ermittlern im Frühjahr zu der Verhaftung mehrerer italienischer Anarchisten geführt habe. Chiles Botschaft könnte das Ziel gewesen sein, weil dort 2009 der Anarchist Mauricio Morales umgekommen war, als sein mit Sprengstoff gefüllter Rucksack vorzeitig explodierte.
Auch die verstärkten Postkontrollen bei den Botschaften in Rom wurden am Freitag fortgesetzt. Dabei kam es erneut zu einem Fehlalarm, diesmal in der Botschaft Irlands. Ein verdächtiges Päckchen entpuppte sich als Weihnachtsgruß. Am Vortag hatte es falschen Alarm in den Vertretungen der Ukraine, Sloweniens und Estlands gegeben.
In ihrem Bekennerschreiben nennen sich die Fai-Anarchisten „revolutionäre Zelle Lambros Fountas“. Sie erinnern damit an einen bekannten griechischen Anarchisten und Autonomen, der im März bei einem Feuergefecht mit der Polizei umgekommen war. Die griechische Polizei arbeitet bei den Ermittlungen mit den Fahndern in Italien zusammen. Die in Rom entdeckten Sprengkörper sollen den Briefbomben ähnlich sein, die vor Wochen in Griechenland aufgetaucht waren.
Beim Öffnen der gelben Umschläge von der Größe einer Videokassette war es zur Explosion gekommen, wobei je ein Angehöriger der beiden Botschaften schwer an den Händen verletzt wurde. Für beide besteht keine Lebensgefahr. Ihre Nacht in der Poliklinik Umberto I. war „relativ ruhig“, teilte das Krankenhaus in einem Bulletin mit.