Erste Hinweise Brüsseler Attentäter sympathisierte wohl mit Terrormiliz IS

Brüssel (dpa) - Brüssel ist offensichtlich nur knapp einem folgenschweren islamistischen Terroranschlag im Zentralbahnhof entgangen.

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Der am Dienstagabend von Sicherheitskräften erschossene Mann habe in einer Gruppe von Reisenden einen mit Nägeln und Gasflaschen gefüllten Koffer zur Explosion bringen wollen, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Es handele sich um einen 36 Jahre alten Marokkaner, der nach ersten Hinweisen mit der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) sympathisierte.

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Der Mann lebte in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek. Sie ist als Hochburg von Islamisten bekannt.

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Der Attentäter war am Dienstagabend im Zentralbahnhof in der Innenstadt von Sicherheitskräften getötet worden, nachdem er sich ihnen „Allahu akbar“ (Gott ist groß) schreiend genähert hatte. Zuvor hatte der Mann nach Angaben der Ermittler gegen 20.45 Uhr versucht, seinen Koffer in die Luft zu sprengen.

Es gab nach Angaben der Staatsanwaltschaft zunächst eine kleine und anschließend eine etwas größere Explosion. Dabei wurde niemand verletzt. Doch sagte Behördensprecher Eric Van der Sijpt: „Es war klar, dass er mehr Schaden anrichten wollte, als er es tat.“ Ein Foto vom Tatort zeigt, wie Flammen vom Boden auflodern.

Die Ermittler werteten die Tat als versuchten terroristischen Mord. Anti-Terror-Ermittler übernahmen die Untersuchung und veranlassten noch in der Nacht Durchsuchungen im Haus des Attentäters in Molenbeek. Bei ihr wurden unter anderem Chemikalien und andere Materialien zum Bombenbau gefunden wurden.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war Mann im Vorfeld nicht wegen Terrorverdachts bekannt. Die Molenbeeker Bürgermeisterin Françoise Schepmans bestätigte allerdings, dass der 36-Jährige bereits 2016 wegen eines Drogendelikts aufgefallen war.

Nach ersten Erkenntnissen kam er am Dienstagabend allein zum Tatort. Der Mann habe auch keinen Sprengstoffgürtel am Körper getragen, sagte der Sprecher und wies damit Spekulationen zurück. „Wir beschränken uns auf die Fakten, deren wir uns sicher sind“, sagte Van der Sijpt weiter.

Belgiens Ministerpräsident Charles Michel dankte vor allem den Soldaten, die den mutmaßlichen Attentäter niedergeschossen hatten. In einer potenziell gefährlichen Situation hätten sie schnell und professionell reagiert, sagte Michel in Brüssel.

Michel bekräftigte, dass die Sicherheitsbehörden die Terroralarmstufe zunächst nicht anheben werden. Es gilt weiter Stufe drei von vier. Das bedeute, dass es keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Terrorakt gebe, sagte Michel. Er mahnte seine Landsleute, sich nicht einschüchtern zu lassen und ihre Freiheit im Alltag und ihren Lebensstil zu bewahren.

Trotzdem wurden die Sicherheitsdienste zu erhöhter Wachsamkeit aufgefordert, wie Michel bestätigte. Am Mittwochvormittag wurde vor dem Bahnhof von Namur im Süden des Landes ein verdächtiges Paket entdeckt und der Bahnverkehr deshalb zeitweise unterbrochen. Hintergründe und Details blieben zunächst offen. Auch am Bahnhof von Antwerpen gab es einen Polizeieinsatz, ohne dass zunächst die Zusammenhänge klar wurden.

Brüssel war bereits mehrfach von Anschlägen erschüttert worden. Im März 2016 hatten mehreren Bomben islamistischer Attentäter am Flughafen und in einer Metrostation 32 Menschen getötet. Im Mai 2014 hatte im Jüdischen Museum ein französischer Islamist vier Menschen erschossen. Seitdem gehören nicht nur Polizisten, sondern auch mit Maschinenpistolen bewaffnete Militärpatrouillen zum Stadtbild.

Zuletzt hatten islamistische Attentäter Großbritannien und Frankreich angegriffen. In Paris gab es erst am Montag einen Anschlagsversuch auf Polizisten auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées. In Großbritannien hatte es zuvor Anschläge in Manchester und London gegeben.