Cameron-Nachfolgerin May beschwört Einheit mit Schottland

London/Edinburgh (dpa) - Die neue britische Premierministerin Theresa May hat bei der ersten Reise ihrer Amtszeit nach Edinburgh die Einheit mit Schottland beschworen. Zugleich bot sie der schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon an, Edinburgh an den Austrittsgesprächen mit der EU zu beteiligen.

Cameron-Nachfolgerin May beschwört Einheit mit Schottland
Foto: dpa

Sie wünsche, „dass Schottland voll beteiligt wird, und ich möchte den bestmöglichen Deal für das gesamte Vereinigte Königreich erzielen“, sagte May nach dem Gespräch am Freitag in Edinburgh. Sie bekräftigte, dass sie sich mit dem Start offizieller Austrittsverhandlungen mit Brüssel Zeit lassen wolle.

Sturgeon betonte, die Diskussion sei „konstruktiv und sehr gut“ gewesen. Es gebe aber noch „große politische Meinungsverschiedenheiten“. Das Problem: Die Schotten wollen unbedingt in der EU bleiben - May muss dagegen nach dem Brexit-Referendum den Austritt Großbritanniens aus der EU verhandeln.

Zudem haben die schottischen Unabhängigkeitsbestrebungen durch das Brexit-Referendum weiter Auftrieb erhalten. Erst 2014 war eine schottische Volksabstimmung zur Loslösung von London nur knapp gescheitert. Bereits vor dem Treffen meinte Sturgeon, ein zweites schottisches Unabhängigkeits-Referendum sei „sehr wahrscheinlich“.

Nach dem Gespräch betonte Sturgeon, es bleibe ihr Ziel, in der Europäischen Union zu bleiben. Sie bezweifelte, dass London eine Strategie für die Verhandlungen mit Brüssel habe. Das Vereinigte Königreich „weiß derzeit noch nicht genau, wie es verfahren wird“.

Vor Beginn offizieller Verhandlungen mit Brüssel wolle sie einen gemeinsamen Ansatz Großbritanniens erzielen, sagte May, ohne ein exaktes Datum zu nennen.

Der neue Brexit-Minister David Davis meinte, vor Jahresende oder Anfang 2017 werde der Prozess nicht beginnen. Dagegen will die EU keine Zeit verlieren. Sie dringt auf baldige Verhandlungen, die alles in allem rund zwei Jahre dauern dürften.

Erstes Ziel der Regierung sei es, mit Ländern wie den USA und China Freihandelsverträge abzuschließen, zitierte die Nachrichtenagentur PA Davis weiter. Dann hätten britische Unternehmer Zugang zu einer Freihandelszone „von beinahe doppelter Größe als die EU“.