China bezeichnet Ai Weiwei als „Außenseiter“

Peking/Berlin (dpa) - Drei Tage nach der Verhaftung des Künstlers und Regimekritikers Ai Weiwei haben Chinas Staatsmedien ihr Schweigen gebrochen und erstmals über den Fall berichtet.

Der Bürgerrechtler sei ein „Außenseiter der chinesischen Gesellschaft“, hieß es in einem am Mittwoch in der Zeitung „Global Times“ veröffentlichten Kommentar. „Ai Weiwei tut Dinge, die sich andere nicht herausnehmen. Er ist nah an die rote Linie des chinesischen Rechts gekommen“, schrieb das englischsprachige Sprachorgan der Kommunistischen Partei.

Die Forderungen von Menschenrechtsgruppen und ausländischen Regierungen nach seiner Freilassung seien Ausdruck einer „rücksichtslosen“ Missachtung der Souveränität Chinas. Ai Weiweis internationale Unterstützer attackierten China mit schweren Vorwürfen, ohne die Wahrheit zu kennen.

Der weltweit bekannte Künstler Ai Weiwei, der sich auch häufig in Deutschland aufhielt, war am Sonntag von der Grenzpolizei am Flughafen Peking festgenommen worden und ist seither verschwunden, was internationale Proteste auslöste. Er wollte nach Hongkong fliegen. Am 29. April wollte er außerdem eine Ausstellung in Berlin eröffnen.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) wollte wegen des Falls noch am Mittwoch den chinesischen Botschafter in das Auswärtige Amt einbestellen - „damit unsere Botschaft klar und unmissverständlich die chinesische Regierung erreicht“, sagte er in Berlin. Ai Weiwei müsse umgehend freikommen und die Möglichkeit haben, seiner künstlerischen Arbeit weiter nachgehen zu können.

In Ai Weiweis Familie wächst unterdessen die Besorgnis. „Wir wissen nichts darüber, wo er im Moment ist“, sagte seine Schwester Gao Ge der Nachrichtenagentur dpa in Peking. „Wir wissen auch nicht, was die Polizei ihm vorwirft. „Wenn wir es wüssten, würde meine Mutter etwas weniger beunruhigt sein. Alles was wir tun können ist die Menschen zu bitten, uns zu helfen.“