Clinton schreibt als Präsidentschaftskandidatin Geschichte
Philadelphia (dpa) - Hillary Clinton ist von ihrer demokratischen Partei in einer historischen Abstimmung auf den Weg geschickt worden, als erste Frau Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden.
Der Parteitag der Demokraten wählte in Philadelphia die frühere First Lady, Außenministerin und Senatorin zur Präsidentschaftskandidatin. Die 68-Jährige tritt bei der Wahl am 8. November gegen den Republikaner Donald Trump (70) an.
Hauptredner am zweiten Konvent-Tag war Bill Clinton, Ex-Präsident und Ehemann der Kandidatin. „Sie ist die verdammt beste Wegbereiterin des Wandels, der ich je begegnet bin“, sagte der 69-Jährige. In seiner emotionalen Rede ging er auf den Werdegang des Ehepaares Clinton ein, vom gemeinsamen Kennenlernen bis zur Kandidatur seiner Frau. In den US-Medien wurde die Rede als wenig charismatisch beschrieben, deutlich hinter der vielgelobten Eloge Michelle Obamas vom Vortag zurückfallend. „Bill Clinton sprach 42 Minuten lang darüber, wie sehr er seine Frau liebt - wird es den Wähler interessieren“, fragte Kommentator Jamelle Bouie im Magazin „Slate“.
Der Mittwoch und dritte Tag des viertägigen Konvents sollte im Zeichen von Amtsinhaber Barack Obama stehen, der Hillary Clintons Weg ins Weiße Haus 2008 versperrt hatte. Obama äußerte sich bereits am Morgen in einem Interview vieldeutig. „Alles kann passieren“, sagte er über die Wahlchancen von Donald Trump gegen Hillary Clinton. Vor Monaten hatte der Amtsinhaber einen Nachfolger Trump noch als „unvorstellbar“ abgetan. Trump hatte zuletzt in Umfragen gegen Clinton aufgeholt.
Am Dienstag hatte der Parteitag im Ringen um die Einigkeit der Lager dem bei den Vorwahlen unterlegenen Bernie Sanders noch einmal einen Moment medialer Aufmerksamkeit beschert: Sanders ergriff zum Schluss der Abstimmung das Wort und verkündete de facto den Sieg Clintons. Er bat um eine Abstimmung per Akklamation - damit machte er ihren Sieg praktisch einstimmig.
„Ich beantrage, dass der Parteitag die Geschäftsordnung ändert. Ich beantrage, dass Hillary Clinton zur Kandidatin der Demokratischen Partei für das Präsidentenamt der Vereinigten Staaten nominiert wird“, sagte Sanders. Die Delegierten stimmten in ein lautstarkes „Aye“ ein und bestätigten das Ergebnis.
Sanders selbst schlüpfte in die Rolle des Versöhners. Viele seiner Anhänger verließen allerdings anschließend verärgert das Plenum, um im Arbeitsbereich der Medien gegen die Benachteiligung ihres Kandidaten durch die Parteispitze zu demonstrieren.
Derweil würdige Bill Clinton seine Frau nicht nur als große Politikerin, sondern erzählte auch aus ihrem Privatleben. „Im Frühling 1971 habe ich ein Mädchen kennengelernt“, begann er seine Geschichte. Er habe sie dreimal gebeten, ihn zu heiraten, bevor sie ja gesagt habe. Auch als liebevolle Mutter beschrieb der mögliche erste „First Gentleman“ die Kandidatin.
Gegen Ende seiner knapp 45-minütigen Rede fragte Bill Clinton rhetorisch nach dem Unterschied zwischen seiner Darstellung seiner Frau und der Version der Republikaner. „Die eine ist echt, die andere erfunden“, sagte der Ex-Präsident.
Zu den weiteren Rednern zählten einige weibliche Stars des Showgeschäfts. Die mehrfache Oscar-Preisträgerin Meryl Streep verglich Clinton mit anderen Pionierinnen der US-Geschichte. Sie alle hätten „Mumm und Anmut“ gemeinsam. Die Schauspielerinnen Lena Dunham, America Ferrera und Elizabeth Banks machten sich über Trump und seine frauen- und fremdenfeindlichen Äußerungen lustig. Die Künstlerin Alicia Keys sang ihren Hit „Superwoman“ in der Halle.
Hillary Clinton selbst wird am Donnerstag am Rednerpult in der Stadt erwartet, in der die Vereinigten Staaten im Jahr 1776 ihre Unabhängigkeit erklärten. Clinton wird dann aller Voraussicht nach ihre Nominierung formell annehmen. Am Dienstag (Ortszeit) wandte sie sich lediglich in einer aufgezeichneten Videobotschaft an ihre Anhänger. „Das ist wirklich euer Sieg, das ist wirklich euer Abend“, rief sie den Delegierten in Philadelphia von New York aus zu.