Das finale Feilschen um die US-Finanzen

Republikaner und Demokraten ringen um einen Durchbruch. Die Uhr tickt.

New York. Die Uhr tickt unaufhaltsam: Bis Donnerstag müssen sich die Parteien in den USA auf eine Erhöhung der gesetzlichen Schuldengrenze einigen — sonst kann die Supermacht ihre Rechnungen nicht mehr komplett bezahlen. Die Angst vor diesem „fiskalischen Selbstmord“ verunsichert die Finanzmärkte, aber auch Verbraucher.

Sollten sich Demokraten und Republikaner nicht rechtzeitig einigen, könnte die größte Volkswirtschaft der Welt von Freitag an nicht mehr alle Rechnungen begleichen. Experten warnen vor der Gefahr eines Zusammenbruchs an den Finanzmärkten mit anschließender weltweiter Rezession. Deutsche Bank-Chef Anshu Jain warnt eindringlich vor einem Zahlungsausfall: „Er wäre eine tödliche Krankheit.“ Die wichtigste Staatsanleihe der Welt würde als absolut sicherer Hafen wegfallen.

Ja, erste Schäden sind bereits zu sehen, hervorgerufen auch durch die teilweise Lahmlegung der Verwaltung. Umfragen zufolge hat die wirtschaftliche Zuversicht der US-Amerikaner in der ersten Oktober-Woche den größten Knacks seit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers 2008 bekommen. Das könnte die Kauflust bremsen — und dabei steht Weihnachten vor der Tür.

Offizielle US-Daten zeigen, wem Washington Geld schuldet: Die größten auswärtigen Geldgeber sind China und Japan mit 1,3 beziehungsweise 1,1 Billionen Dollar. Doch auch im Inland steht die Regierung in der Kreide, unter anderem bei Pensions- und Investmentfonds. Manche Investoren haben vorsichtshalber bereits Staatsanleihen abgestoßen, die im Oktober und November zurückgezahlt werden müssten.

Das meiste Geld schuldet die Regierung praktisch sich selbst. Alleine die US-Notenbank Fed hat Anleihen im Wert von rund 2,1 Billonen Dollar aufgekauft im Zuge ihrer Bemühungen, die Wirtschaft nach der Rezession wieder anzukurbeln. Sie pumpte über diese Anleihekäufe Geld in die Märkte in der Hoffnung, Arbeitsplätze zu schaffen. Einige Politiker fordern, diese Schulden doch einfach per Federstrich auszuradieren — dann hätte die Regierung auf einen Schlag viel finanziellen Spielraum.