Das Rätselraten um Comandante Chávez

Der Präsident Venezuelas ist schwer krank und seit Wochen nicht mehr öffentlich aufgetaucht.

Caracas. Wenn am Donnerstag Zehntausende Chavistas in roten Hemden und mit Fahnen vor den Präsidentenpalast Miraflores in Caracas ziehen, wird die Hauptperson fehlen: Comandante Hugo Chávez.

Denn in Venezuela glaubt keiner, dass der 58-Jährige das Krankenbett im kubanischen Havanna verlassen kann, um doch noch den Amtseid für sein neues Mandat abzulegen. Nach der vierten Krebsoperation und ernsten Komplikationen bangt die Mehrheit der Venezolaner vielmehr um das Leben des „Vaters der Nation“. Wie es ihm wirklich geht, wissen wohl nur die Ärzte.

Seit dem chirurgischen Eingriff am 11. Dezember veröffentlichte die Regierung mehr als zwei Dutzend Erklärungen zum Krankheitsverlauf des Staatschefs. Informationsminister Ernesto Villegas versicherte, der Gesundheitszustand sei stabil. Doch die Sorge bleibt. Denn Chávez wurde seit Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen.

Der Präsident hatte die Wahl am 7. Oktober klar gewonnen. Sollte er permanent nicht in der Lage sein, das Amt auszuüben, muss binnen 30 Tagen eine Neuwahl ausgerufen werden. Davon hält das derzeit de facto regierende Duo aus Vize-Präsident Nicolás Maduro und Parlamentspräsident Diosdado Cabello wenig.

Das sieht die katholische Kirche anders. Die venezolanische Bischofskonferenz (CEV) mahnte, die Verfassung zu respektieren. „Die Verfassung sagt klar in Wort und Geist, dass an diesem 10. Januar ein Mandat des derzeitigen Präsidenten abläuft und ein anderes beginnt, für das er wiedergewählt wurde“, betonte CEV-Präsident Diego Padrón. „Es ist moralisch inakzeptabel, die Verfassung zu ändern, um ein politisches Ziel zu erreichen.“

Und die Opposition? Einige der Chávez-Gegner riefen für Donnerstag zum Streik auf. Zudem pocht das Oppositionsbündnis „Mesa de la Unidad“ auf mehr Informationen über den Zustand des Präsidenten. Auch Weichenstellungen für eine mögliche Neuwahl werden diskutiert. Ob diese für die Opposition aber von Vorteil wären, darf bezweifelt werden. Sie verlor nicht nur die Präsidentschaftswahl am 7. Oktober. Auch bei den Gouverneurswahlen am 16. Dezember erlitt sie eine herbe Schlappe.