Bundesregierung Ungewöhnliche Karrieren: Quereinsteiger im Bund

Berlin · Nicht nur Berufspolitiker schaffen es ins Kabinett: Ein Überblick über Persönlichkeiten, die als Quereinsteiger Ministerämter auf Bundesebene übernahmen.

Ungewöhnliche Karrieren: Quereinsteiger im Bund
8 Bilder

Ungewöhnliche Karrieren: Quereinsteiger im Bund

8 Bilder

Mit der Vorstellung der voraussichtlichen Kabinettsmitglieder der Union treten Persönlichkeiten ins Rampenlicht, die berufliche Laufbahnen außerhalb der klassischen Politik vorweisen. Quereinsteiger wie den MediaMarkt-Saturn-Chef Karsten Wildberger und den Medienunternehmer Wolfram Weimer gab es schon häufiger. Ein Überblick:

Horst Köhler (CDU) - Ökonom als Staatsoberhaupt

2004 setzt die damalige CDU-Chefin und spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel die Wahl Horst Köhlers zum Bundespräsidenten durch. Der promovierte Volkswirt steigt ohne parteipolitische Laufbahn in das höchste Staatsamt auf. Zuvor hatte Köhler als Präsident des Sparkassenverbands und als Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) gearbeitet. 2010 trat Köhler vorzeitig von seinem Amt zurück.

Siegfried Balke (CSU) - Chemiker und Industriemanager

Siegfried Balke war promovierter Chemiker und leitete vor seiner politischen Karriere einen deutschen Chemiekonzern. 1953 wird er ohne vorherige Parteimitgliedschaft zum Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen ernannt und tritt erst danach der CSU bei. Später übernimmt er das Bundesministerium für Atomfragen (später Atomkernenergie und Wasserwirtschaft).

Werner Müller (parteilos) - Quereinstieg ins Wirtschaftsministerium

Werner Müller, zuvor selbstständiger Industrieberater und Berater des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder, wird von Kanzler Schröder 1998 ohne Parteizugehörigkeit zum Bundesminister für Wirtschaft und Technologie gemacht.

Der promovierte Volkswirt und frühere Manager aus der Energiewirtschaft bringt vor allem wirtschaftsnahe Perspektiven in die Regierungsarbeit ein. In Folge vom Rücktritt Oskar Lafontaines bekleidet er kurzzeitig auch das Amt des Bundesfinanzministers. Nach dem Ende seiner politischen Tätigkeit wechselt Müller 2003 wieder in führende Positionen innerhalb der deutschen Wirtschaft.

Michael Naumann - Publizist als Kulturstaatsminister

1999 wird Michael Naumann zum ersten Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ernannt. Der promovierte Politikwissenschaftler und langjährige Journalist - unter anderem Chefredakteur und Herausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“ - tritt ohne vorherige parteipolitische Laufbahn in das Amt ein. Während seiner Amtszeit setzt er sich für die Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas ein. Ende 2000 legt Naumann sein Amt nieder und kehrt in den Journalismus zurück.

Walter Riester - Gewerkschafter wird Arbeitsminister

Walter Riester wird 1998 ohne vorheriges Bundestagsmandat zum Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung ernannt. Der gelernte Fliesenleger und langjährige Gewerkschafter, zuletzt stellvertretende Vorsitzende der IG Metall, bringt seine Erfahrung aus der Arbeitnehmervertretung in die Bundespolitik ein. In der SPD ist er allerdings bereits seit 1969. Als Minister initiiert er die nach ihm benannte Riester-Rente zur staatlich geförderten privaten Altersvorsorge. Erst 2002 zieht er regulär in den Bundestag ein.

Rita Süssmuth - Wissenschaftlerin mit politischem Späteinstieg

1985 wird Rita Süssmuth zur Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit ernannt. Die promovierte Erziehungswissenschaftlerin und langjährige Professorin tritt 1981 in die CDU ein und übernimmt dann ein Regierungsamt ohne vorherige parlamentarische Erfahrung. Während ihrer Amtszeit setzt sie sich für eine offene Aids-Aufklärung und die Gleichstellung von Frauen ein. 1988 wird sie zur Bundestagspräsidentin gewählt und bleibt bis 1998 im Amt.

Ursula Lehr - Gerontologin an der Spitze der Familienpolitik

Ursula Lehr wird vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) im Jahr 1988 zur Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit ernannt. Die promovierte Psychologin und Pionierin der Gerontologie tritt erst 1986 in die CDU ein und übernimmt damit ein Regierungsamt ohne vorherige parlamentarische Erfahrung. Als Ministerin setzt sie sich für eine moderne Familienpolitik ein und initiiert den ersten Altenbericht der Bundesregierung. 1990 wird sie Mitglied des Bundestags. Nach ihrem Ausscheiden aus der Politik gründet sie 1995 das Deutsche Zentrum für Alternsforschung.

© dpa-infocom, dpa:250428-930-474328/1

(dpa)