Das Republikaner-Rennen bleibt offen

Washington (dpa) - Die Kandidatensuche für die Wahl des US-Präsidenten stellt die Republikaner auf eine harte Geduldsprobe. Auch die zehn Vorwahlen am „Super Tuesday“ brachten der Partei nicht die ersehnte Vorentscheidung.

Der Favorit Mitt Romney punktete zwar, konnte seine Verfolger aber nicht abschütteln. Nutznießer ist nach allgemeiner Einschätzung Präsident Barack Obama. Sein Herausforderer wird weiter durch das innerparteiliche Ringen geschwächt.

Romney konnte am Dienstag zwar in sechs Staaten gewinnen - nach einem dramatischen Zweikampf auch im besonders wichtigen Ohio. Aber es gelang ihm nicht, sich klar von seinem hartnäckigen Konkurrenten Rick Santorum abzusetzen. Der erzkonservative Ex-Senator brachte es auf drei Siege und machte damit eine zermürbende Vorwahl-Schlacht wahrscheinlich.

Der Mammut-Wahltag sollte eigentlich Klarheit bringen, wen die Republikaner für die Präsidentenwahl im November gegen den demokratischen Amtsinhaber Barack Obama aufstellen. Stattdessen kündigten alle vier Bewerber an, im Rennen zu bleiben. Für Romney liegt damit die zu erwartende Nominierung auch zwei Monate nach Beginn der Vorwahlen in weiter Ferne.

Der Multimillionär siegte klar in Massachusetts, Virginia, Vermont und Idaho. Auch in Alaska hatte er die Nase vorn. Doch ausgerechnet im wichtigen Ohio konnte er nur hauchdünn gegen seinen ärgsten Widersacher gewinnen. Romney kam hier auf 38 Prozent der Stimmen, Santorum auf 37 Prozent. Ein Sieg in dem „Swing State“ mit seinen vielen Wechselwählern hat nach Einschätzung von Experten einen großen symbolischen Wert. Santorum punktete zudem in Oklahoma, Tennessee und North Dakota.

Trotz der unnachgiebigen Konkurrenz präsentierte sich der Mormone demonstrativ als sicherer Herausforderer von Obama. „Ich stehe bereit, unser Land zum Wohlstand zu führen“, rief Romney jubelnden Anhängern in Boston (Massachusetts) zu. Allerdings räumte der 64-Jährige ein, in seinem Wahlkampf auch Fehler gemacht zu haben. „Ich habe zugehört und ich habe gelernt.“ Ihm wird vorgeworfen, zu elitär aufzutreten und zu wankelmütig zu sein.

Santorum feierte sich derweil bei einer Rede in Steubenville (Ohio) als Sieger des Tages: „Wir haben im Westen gewonnen, im Mittelwesten und im Süden und wir sind bereit, überall in diesem Land zu gewinnen.“ Er stellte sich als Außenseiter dar, der trotz finanzieller Nachteile gegen Romney große Erfolge feiern kann. „Es gab keinen einzigen Staat, in dem ich mehr Geld ausgegeben habe als die Leute, gegen die ich dort gewann.“

Der einst hochgehandelte Ex-Parlamentspräsident Newt Gingrich gewann am Dienstag lediglich in Georgia, will aber trotzdem im Rennen bleiben. Nach dem Sieg in seinem Heimatstaat setzt er nun auf die noch im März anstehenden Abstimmungen in den Südstaaten Alabama und Mississippi sowie im Bundesstaat Kansas, wo bereits am kommenden Samstag gewählt wird. Auch der radikalliberale Kongressabgeordnete Ron Paul machte klar, weiter im Rennen zu bleiben.

Insgesamt ging es am „Super Tuesday“ um 437 Delegierte für den Nominierungsparteitag der Republikaner im August. Das ist mehr als ein Drittel der 1144 Stimmen, die ein Bewerber dort benötigt, um zum Kandidaten gekürt zu werden. Nach einer Berechnung des Senders CNN konnte sich Romney bislang mindestens 381 Delegiertenstimmen sichern, während Santorum mindestens 164 zugeschrieben wurden. Gingrich kann demnach mit 102 Stimmen sicher rechnen, Paul mit 66.

Doch wichtiger als eine hohe Delegiertenzahl wäre für Romney acht Monate vor der Präsidentenwahl die ganze Unterstützung und ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Partei, wie Kommentatoren in den USA meinen. Romney hat bisher 14 Vorwahlen für sich entschieden, Santorum kommt auf sieben. Gingrich hatte lediglich in South Carolina meisten Stimmen. Paul ging bislang leer aus.