De Maizière im gefährlichen Süden Afghanistans
Kabul/Berlin (dpa) - Als erstes deutsches Regierungsmitglied hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) überraschend die besonders gefährliche südafghanische Provinz Kandahar besucht.
Der CDU-Politiker traf dort am Mittwoch fünf Fernmelder der Bundeswehr und sprach mit den amerikanischen Verbündeten, bevor er nach Kabul weiterreiste. Kurz vor seiner Ankunft kam es in der Nähe eines amerikanischen Feldlagers zu schweren Gefechten, bei denen mehrere US-Soldaten verletzt wurden. „Das ist hier die traurige, tägliche Wirklichkeit“, kommentierte de Maizière die Kämpfe.
Die Sicherheitslage habe sich in den vergangenen zwei Monaten nicht so gut entwickelt wie erwartet, räumte der Minister später in der afghanischen Hauptstadt ein. „Wir müssen abwarten, ob das eine ernsthafte Entwicklung ist oder nur eine Momentaufnahme.“ Die Aufständischen würden immer stärker Zivilisten attackieren.
Es war die achte Reise des Ministers an den Hindukusch seit seinem Amtsantritt vor rund 17 Monaten. Ursprünglich hatte er sich vorgenommen, alle drei Monate die deutschen Soldaten im Einsatz zu besuchen. Inzwischen ist der Minister sogar noch häufiger dort. Erst Anfang Juli war er zu einem Truppenbesuch im Norden des Landes.
„Afghanistan besteht eben nicht nur aus dem Norden. Ich will mir einen Eindruck von der Lage im Süden des Landes verschaffen“, begründete de Maizière seinen Besuch in Kandahar. Der Süden Afghanistans, in dem die Amerikaner die Verantwortung tragen, gilt als deutlich gefährlicher als der Norden, wo die Bundeswehr den größten Teil ihrer 4650 Soldaten starken Afghanistan-Truppe stationiert hat.
„Bis 2009 gab es tatsächlich den Eindruck, wir machen es uns im Norden bequem“, sagte de Maizière laut Bild.de. „Aber das ist inzwischen anders. Die deutschen Soldaten haben bewiesen, dass sie kämpfen können.“ Der Afghanistan-Einsatz hat 52 deutsche Soldaten das Leben gekostet, 34 davon starben bei Anschlägen und Angriffen. Seit mehr als einem Jahr hat die deutsche Afghanistan-Truppe aber keine Verluste mehr zu beklagen.
Der Minister reiste aus Sicherheitsgründen nur mit einer kleinen Delegation nach Afghanistan und wurde nur von einem Journalisten begleitet. Nach seinem Besuch in Kandahar reiste er zu Gesprächen mit der Führung der afghanischen Armee und der internationalen Schutztruppe Isaf nach Kabul weiter.