Der Eurohawk ist tot — es lebe der Eurohawk

Die eingemottete Drohne könnte doch noch die preiswerteste Lösung sein.

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Berlin. Als im letzten Sommer die Affäre um die Aufklärungsdrohne Eurohawk hoch kochte, begründete Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) den vorläufigen Stopp des Projektes mit dem markigen Satz: „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“. Doch nun setzt sich der Schrecken für seine Nachfolgerin Ursula von der Leyen (CDU) fort.

Am Mittwoch informierte Generalinspekteur Volker Wieker den Verteidigungsausschuss des Bundestages im Auftrag der Ministerin, dass eine Lösung doch viel schwieriger und viel teurer sei als gedacht. Es geht um die Fähigkeit, aus der Luft sowohl Signale gegnerischer Luftabwehr als auch Kommunikation über große Distanzen zu erkennen und auszuwerten.

Seit der Ausmusterung des Flugzeuges „Breguet Atlantic“ fehlt es der Bundeswehr daran. Deshalb wurde von deutschen Firmen eine Elektronik namens „Isis“ entwickelt, die, so die Idee, in eine amerikanische Drohne eingebaut werden sollte. Fünf Drohnen wollte man anschaffen, ein Musterexemplar wurde schon für rund 250 Millionen Euro in den USA gekauft. „Isis“ hat ähnlich viel gekostet.

Doch im letzten Jahr stellte sich heraus, dass die Drohnen in Deutschland keine Zulassung für den Luftraum bekommen würden. Die Nachrüstung und das Genehmigungsverfahren wurden auf 500 Millionen Euro geschätzt. Daraufhin zog das Verteidigungsministerium die Reißleine. Die Affäre kostet de Maizière fast das Amt.

Mit dem Stopp seien diese zusätzlichen Kosten vermieden und der Schaden begrenzt worden, hatte er sich verteidigt. Man habe „Isis“ nicht umsonst entwickelt, sondern könne das System auf eine andere „Trägermaschine“ montieren. Die werde man bis Jahresende 2013 finden. Doch am Mittwoch musste Wieker nach Angaben aus Parlamentskreisen einräumen, dass alle Alternativen teurer sind als gedacht — und auch noch schlechter.

Besonderer Clou: Wieker will nun auch den Eurohawk wieder in seine Überlegungen einbeziehen, weil der selbst bei einer Nachzulassung kostenmäßig nicht weit entfernt von den anderen Lösungen sei. Das wäre eine komplette Rolle rückwärts.

Wie Wieker nach Teilnehmerangaben einräumte, ist zudem auch das deutsche System „Isis“ nicht ausgereift und muss zusätzliche Tests absolvieren. Der Generalinspekteur brachte vor den Abgeordneten erstmals sogar einen Gedanken in die Debatte, der bisher tabu war: den kompletten Verzicht auf eine eigene elektronische Luftaufklärung. Dann wären die schon investierten über 500 Millionen Euro tatsächlich komplett verloren. Und Deutschland wäre trotzdem von anderen abhängig, insbesondere von den USA.

Totalschaden.