Der Pilger Franziskus will die Welt bewegen

Drei Tage, drei Länder, 13 Predigten und Reden. Der Papst hat in Nahost für Frieden geworben.

Franziskus wirbt für den Frieden unter den Religionen.

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Jerusalem. Als Pilger ist Franziskus ins Heilige Land gekommen — aber als einer, der die Welt bewegen will. Und der dafür auch Mauern einreißen und stattdessen Brücken bauen möchte. Aber die Gräben zwischen Israel und den Palästinensern sind tief und das Misstrauen groß. Schon viele gutmeinende und mächtige Vermittler vor ihm mussten hier die Segel streichen.

Dennoch lässt der argentinische Papst bei seiner dreitägigen Reise in den Nahen Osten nichts unversucht. So betrat er den Tempelberg, eine der heiligsten Stätten der Juden und Muslime, um vor dem umstrittenen Großmufti „Respekt und Liebe“ unter den Religionen zu predigen und Gewalt zu verurteilen.

Der Erfolg seiner Bemühungen bleibt abzuwarten, schließlich ist die Region politisch wie religiös ein Pulverfass, und im benachbarten Syrien wütet ein Bürgerkrieg, gegen den Franziskus ständig wettert. Aber ob das Wort des Papstes bei den in Syrien kämpfenden radikalen Islamisten und dem Assad-Regime Gehör findet?

„Respektvolle Beziehungen zwischen Juden, Christen und Muslimen“, so lautete das Leitmotiv des Jorge Mario Bergoglio (77) in Jerusalem. „Mögen wir einander als Brüder und Schwestern anerkennen und lieben“, beschwor Franziskus harmonischere Beziehungen der drei Weltreligionen.

„Gemeinsam können wir einen großen Beitrag für die Sache des Friedens leisten“, schlug er den Chefrabbinern Israels vor. Differenzen wischt er dabei nicht weg. Aber sie scheinen den vierten Papst der Neuzeit, der hierherkam, nicht zu kümmern. Der Mann, der immer für Überraschungen gut ist, ließ auch in Bethlehem aufhorchen: Erst hält er spontan an Israels umstrittener Trennmauer zu den Palästinensern. Er betet, als wolle er die graffitibeschmierten Zementplatten allein mit seinen spirituellen Kräften zu Fall bringen.

Israelische Kritik daran kontert Vatikan-Sprecher Federico Lombardi mit der ihm eigenen Lockerheit: „Das überrascht mich nicht.“ Man solle diese Geste doch positiv sehen, meint er, und der Papst habe sich doch auch mit einem „Nie wieder! Nie wieder“ im Holocaust-Memorial in Jerusalem zu Wort gemeldet.

Dann lud Franziskus die Präsidenten Israels und der Palästinenser zum Friedensgebet zu sich in den Vatikan — in einer Zeit, in der die Suche nach einer Lösung des langwierigen Konflikts gerade mal wieder gescheitert ist. Beide sagen zu, Friedensnobelpreisträger Peres umarmt den „Friedenspapst“ mit den außenpolitischen Ambitionen herzlichst. Ein Datum für den Besuch im Vatikan könnte bald gefunden sein.

Entscheidungen über Krieg und Frieden aber werden woanders gefällt.