Deutsche in Polen zeigen Kaczynski an
Warschau (dpa) - Die in Polen lebenden Deutschen haben den national-konservativen Oppositionschef Jaroslaw Kaczynski wegen Beleidigung angezeigt. Kaczynski habe die Deutschstämmigen als Bürger zweiter Klasse abgestempelt.
Das sagte der Vorsitzende der Dachorganisation der deutschen Minderheit in Polen, Bernard Gaida, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur dpa zur Begründung. Mit seinen Äußerungen habe der Politiker eine Volksgruppe wegen ihrer nationalen Zugehörigkeit diffamiert, hieß es im Schreiben an die Staatsanwaltschaft in Oppeln (Opole).
In einer Programmschrift hatte Kaczynski in der vergangenen Woche die Autonomiebestrebungen in Oberschlesien im Süden Polens als Gefährdung des Nationalstaates scharf kritisiert. Versuche, eine schlesische Nation zu etablieren, seien in Wirklichkeit eine „verkappte deutsche Option“, schrieb Kaczynski. Nach dieser Auffassung könne ein Deutschstämmiger kein guter Staatsbürger Polens sein, kritisierten die Autoren der Strafanzeige.
Gaida sagte, Kaczynskis Worte seien ein „falsches Signal“ vor der Parlamentswahl im Herbst. Er fürchte, dass die Deutschfeindlichkeit zu einem Thema des Wahlkampfes der National-Konservativen werden könnte. Der Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen vertritt rund 120 000 Deutschstämmige, die vor allem in der Woiwodschaft (Amtsbezirk) Oppeln leben.