Drei Stufen im Kampf gegen die Dschihadisten
Am Mittwoch will Obama seine Strategie gegen den Islamischen Staat vorstellen. Es geht weniger darum, was er plant, sondern mit wem.
Washington. Der Satz war so ehrlich wie schockierend. „Wir haben noch keine Strategie“, sagte US-Präsident Barack Obama Ende August auf die Frage, wie die USA der im Irak und Syrien wütenden Terrormiliz Islamischer Staat (IS) begegnen wollen. Nun muss in den letzten zehn Tagen im Weißen Haus viel passiert sein. Denn am Mittwoch — am Tag, bevor sich der Anschlag auf das World Trade Center zum 13. Mal jährt — will Obama eine öffentliche Rede halten.
Die Rede soll offenlegen, was vor knapp zwei Wochen noch nicht existierte: eine Strategie. Nach Informationen der „New York Times“ gibt es einen Drei-Stufen-Plan, die Zeitung beruft sich dabei auf Regierungsbeamte. Die erste Phase habe mit Luftschlägen bereits begonnen. Danach sollen Anstrengungen intensiviert werden, das irakische Militär sowie kurdische Kämpfer zu beraten, auszubilden oder mit Waffen zu unterstützen. In der dritten Phase soll der IS in Syrien zerstört werden.
Die Umsetzung könnte Obamas Amtszeit überdauern — Experten gehen davon aus, dass der Kampf gegen die IS-Dschihadisten mindestens drei Jahre in Anspruch nimmt. Tatsächlich wird es nicht einfach werden, das selbst ernannte „Kalifat“ des IS auszuhebeln: Zu gut haben sich die Extremisten in ihren eroberten Gebieten im Irak und in Syrien eingerichtet, militärisch und ideologisch.
Die Dschihadisten kontrollieren rund ein Drittel des syrischen Staatsgebietes sowie große Teile im Westen und Norden des Irak. Der Erfolg gründet auch auf der Einbindung einheimischer Gruppen. Anders als Terrorgruppen wie Al-Kaida habe der IS ein großes Interesse daran, die örtliche Bevölkerung für sich zu gewinnen. In ihrer syrischen Hochburg Al-Rakka sanieren die Dschihadisten Straßen, rekrutieren Ärzte und gründen sogar eigene Ministerien.
Im Kampf gegen die Dschihadisten werden die USA daher um eine politische Lösung nicht herumkommen. Die jüngst auf dem Nato-Gipfel gegründete Zehner-Allianz gegen den IS könnte dafür nicht genug sein — vor allem arabische Partner müssen mit ins Boot. Für Obama bedeutet dies, dass er auch am Diktator aus Damaskus nicht vorbeikommt. Washington braucht im Kampf gegen den IS die Hilfe von Baschar al-Assad. Es wäre eine Erkenntnis, so ehrlich wie ungemütlich.