Dutzende Bootsflüchtlinge vermutlich ertrunken
Rom/Catania (dpa) - Bei einem neuen Flüchtlingsunglück im Mittelmeer sind nach Angaben einer Hilfsorganisation vermutlich rund 40 Menschen ertrunken.
„Überlebende haben uns erzählt, dass viele Migranten von Bord ins Wasser gestürzt seien, demnach könnten es etwa 40 sein“, sagte die Sprecherin von Save the Children, Giovanna Di Benedetto, der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag in Catania. Auf einem Schlauchboot sei es vor Sizilien zu einem Notfall gekommen. Womöglich habe es eine Explosion gegeben. Die genaue Zahl der Opfer sei nicht bekannt.
Etwa 200 Überlebende kamen am Dienstag im Hafen von Catania auf Sizilien an. Das Containerschiff „Zeran“ hatte sie aufgenommen. Auch in anderen Häfen auf Sizilien und in Süditalien machten Schiffe mit Hunderten Migranten fest. Allein am vergangenen Wochenende waren mehr als 7000 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet worden. Vor etwa zwei Wochen war es zu dem bisher schwersten Unglück mit etwa 800 Toten gekommen. Oft gibt es keine endgültige Bestätigung der Opferzahl, weil die Leichen nicht geborgen werden können.
Italien stößt bei der Versorgung der Migranten an seine Grenzen und pocht auf mehr Hilfe aus Europa. Außenminister Paolo Gentiloni sagte, um die Krise zu lösen, reiche es nicht, die Zahl der Schiffe für die Rettung zu erhöhen. Vielmehr müssten zum Beispiel mehr Mittel zur Aufnahme der Migranten bereitgestellt werden.
Die Aufnahmelager in Sizilien seien voll, und viele entsprächen nicht den Mindestanforderungen, sagte Save the Childen-Sprecherin Di Benedetto. Derzeit kommen so viele Migranten in Italien an, weil das Wetter gut und die See ruhig ist.
Unterdessen plädiert der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, für ein neues Bleiberecht für Flüchtlinge neben dem Asyl. „Wir packen alle - die, die einwandern wollen und die Flüchtlinge - in das System des politischen Schutzes. Das ist falsch“, sagte Schulz.
„Es gibt viele Menschen, die zu uns kommen, aber nicht dauerhaft hier bleiben wollen, etwa aus Syrien. Die wollen weder politisches Asyl, noch wollen sie einwandern“, sagte Schulz der „Passauer Neuen Presse“. Das politische Asyl „brauchen wir für die Leute, die wirklich politisch verfolgt sind“.
Der SPD-Politiker plädierte für feste Quoten zur Verteilung der Flüchtlinge. „Eine Reihe von EU-Staaten macht sich, salopp gesagt, einen schlanken Fuß.“
Die EU benötige zudem ein „mit einer Quote verbundenes Recht zur legalen Einwanderung“. Diese Einwandererquote müsse sich auch am jeweiligen Bedarf orientieren wie in den USA oder Kanada, sagte er. „Dort gibt es keine Garantie, dass man einwandern kann, aber eine Chance. Wir überlassen die Flüchtlinge in ihrer Chancen- und Hoffnungslosigkeit den Schleppern und treiben sie in die Hände von Kriminellen.“