Eifersucht stürzt den CIA-Chef
David Petraeus galt als Symbol für Disziplin. Nun stolpert er über eine Affäre mit seiner Biografin. Der Skandal lässt Washington erbeben.
Washington. Er war Amerikas mächtigster Spion — bis er selbst einem Schnüffelangriff zum Opfer fiel und zurücktrat. Zu Fall brachten CIA-Chef David Petraeus mit ihren Ermittlungen ausgerechnet FBI-Agenten.
Die „Gegenspionage-Einheit“ der Bundespolizei habe vor Monaten begonnen, das private E-Mail-Konto des Geheimdienstchefs bei Google unter die Lupe zu nehmen, berichteten US-Medien. Dabei stießen sie auf kompromittierende Briefe an eine Geliebte.
Soweit die bislang bekannte Version. Die ganze Wahrheit hinter dem größten Sex-Skandal, den Washington seit langem erlebt, kommt nur bruchstückweise ans Licht.
Bereits jetzt reicht der Stoff für einen schlüpfrigen Hollywood-Thriller: Eine schöne Frau, Ball-Königin in der Schule, Triathletin, Absolventin der Elite-Militärakademie West Point und der Universität Harvard, Mutter zweier Kinder. Und auch noch einstiges Foto-Model für einen Maschinenpistolen-Hersteller.
Das ist Paula Broadwell, US-Zeitungen zufolge die Frau, die den disziplinierten Vier-Sterne-General nach 37 Jahren Ehe schwach machte. Die 40-Jährige schrieb eine Biografie über ihn und schwärmte in Interviews von seiner Führungsstärke. Für die Recherche war sie für rund ein Jahr nach Afghanistan gezogen, wo Petraeus den Anti-Terror-Krieg der USA führte.
Sie hatte lange Gespräche mit ihm, gemeinsam gingen sie joggen. Die Affäre habe begonnen, als der 60-Jährige später die Armee verließ, schreibt das „Wall Street Journal“. Das war im August 2011, kurz vor seinem Wechsel zur CIA. Seit einigen Monaten sei das Tête-à-tête aber vorbei.
Dennoch konnte nicht einmal der Geheimdienstchef die Beziehung verbergen. Was das FBI in seinem Konto fand, löste „Sicherheitsbedenken“ aus. Eine Affäre kann Top-Spione erpressbar machen und sie zu einem nationalen Risiko werden lassen. Der CIA-Chef ist da keine Ausnahme.
Denn laut amerikanischen Medien soll sich Broadwell sogar unerlaubten Zugang zu sicherheitsrelevanten Informationen verschafft und versucht haben, Petraeus’ E-Mails während dessen Zeit als Oberkommandierender der Nato-Truppen in Afghanistan zu lesen, weshalb nun das FBI gegen sie ermittele.
Dass die Affäre aber überhaupt öffentlich wurde, hat einen viel einfacheren Hintergrund: Laut „New York Times“ soll Broadwell eine andere Frau „aus dem Umfeld“ des Generals offenbar aus Eifersucht in E-Mails bedroht haben, so dass sich diese an das FBI wandte.
Die Bundespolizei habe daraufhin verdeckt ermittelt. Vor zwei Wochen habe sie Petraeus mit den Ergebnissen konfrontiert. Er konnte die Ermittler offenbar nicht beruhigen. Am Donnerstag wurde dann US-Präsident Barack Obama informiert, am vergangenen Freitag war der Spuk vorbei.
Die Angelegenheit ist für die Weltmacht nicht nur peinlich. Erinnerungen an die Affäre um die Praktikantin des früheren Präsidenten Bill Clinton werden wach. Sie ist auch misslich für Obama, dessen Feierlaune nach der Wiederwahl schon vorbei sein dürfte. Er sei richtig enttäuscht, heißt es im Weißen Haus.
Mit Petraeus verliert er eine Säule seines Anti-Terror-Kampfes. Der hatte die CIA in eine schlagkräftige Truppe umgebaut, die vor allem internationale Drohneneinsätze steuert.