Ein Jahr nach dem Anschlag: Boston will feiern, statt nur zu trauern

Am Rande des berühmten Marathons detonierte eine Bombe und tötete drei Menschen. In diesem Jahr wollen 36 000 Läufer teilnehmen.

Ein Jahr nach dem Anschlag: Boston will feiern, statt nur zu trauern
Foto: dpa

Boston. Um 14.29 Uhr (Ortszeit) wird Boston am Dienstag für eine Minute innehalten. Dann ist es genau ein Jahr her, dass zwei Bomben den berühmten Marathon in der Metropole im US-Staat Massachusetts in einen blutigen Schauplatz des Terrors verwandelten.

Zum Jahrestag sind zahlreiche Gedenkveranstaltungen für die Opfer geplant. Aber die wichtigste Botschaft soll den Amerikanern und der Welt sechs Tage später, am Montag, 21. April, vermittelt werden. Dann findet der diesjährige Marathon statt, mit einer Rekordzahl von etwa 36 000 Teilnehmern. Das Motto ist allgegenwärtig, prangt auf Bannern und Plakaten in der Stadt: We run together — Wir rennen zusammen.

Die Stadt will der Welt demonstrieren, dass sie sich von dem Terrorakt nicht hat kleinkriegen lassen. Im Gegenteil, wie auch der Gouverneur von Massachusetts, Deval Patrick, im US-Fernsehen betonte: In den nächsten Tagen werde nicht nur getrauert, es sei auch eine Zeit des Stolzes: „Wir feiern, wie wir das gemeinsam bewältigt haben.“

Für Boston ist der Marathon stets einer der wichtigsten Tage des Jahres. Die Stadt putzt sich dafür heraus. So war es auch vor einem Jahr. Hunderttausende Besucher kamen, um Zeuge dieses mehr als 100 Jahre alten Traditionslaufs zu werden. Dann beherrschten plötzlich blutüberströmte Läufer und Notärzte die Szenerie. Drei Menschen starben, etwa 260 wurden verletzt, viele von ihnen verstümmelt.

Der erste große Terroranschlag auf amerikanischem Boden seit dem 11. September 2001 erschütterte aber nicht nur Boston, sondern das ganze Land bis ins Mark. Nie sollten Attentäter wieder eine solche Wunde in das nationale Bewusstsein der USA reißen wie bei der verheerenden Attacke auf das World Trade Center in New York. Der Marathon-Anschlag lehrte die Amerikaner jedoch schmerzlich, dass ihre Sicherheit auch mehr als ein Jahrzehnt nach dem Trauma vom 11. September bedroht ist.

Die Stadt hat für den kommenden Marathon umfassende Sicherheitsmaßnahmen vorbereitet. Es wird ein Großaufgebot von Polizisten geben, aber viele nicht in Uniform, sondern in Zivil. Mehr als 100 Kameras sind entlang der Route installiert worden — wachsame, aber diskrete Augen. Denn trotz aller Vorsicht, so sagt Gouverneur Deval, soll der Marathon wieder das sein, was er vor dem Anschlag war: „Ein Tag des Familienspaßes, des Zusammenkommens, ein städtisches Ritual.“