Deutscher Islamist berichtet von gemeinsamem Haus in Syrien Enge Kontakte der Paris-Attentäter zu deutschen IS-Anhängern
Berlin (AFP) - Die Verbindungen zwischen deutschen Dschihadisten der Miliz Islamischer Staat (IS) und den Attentätern, die vergangenen November in Paris 130 Menschen ermordeten, waren offenbar enger als bislang angenommen.
Aus Vernehmungsprotokollen des im vergangenen Januar festgenommenen radikalen Konvertiten Nils D. gehe hervor, dass einige der großteils aus Belgien stammenden Attentäter gemeinsam mit deutschen Islamisten in einem Haus in Syrien gelebt haben, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ am Freitag.
Zudem hätten deutsche IS-Anhänger in Syrien auch in von Belgiern geführten Einheiten der Dschihadistenmiliz gekämpft, soll Nils D. laut der Zeitung ausgesagt haben. Der 25-Jährige aus Dinslaken diente deutschen Ermittlern seit seiner Festnahme schon in mehreren Prozessen gegen Islamisten als Zeuge. In rund 40 Vernehmungen berichtete er außerdem über seinen Aufenthalt in Syrien, wo er zwischen Oktober 2013 und November 2014 beim IS aktiv war.
Der vorbestrafte Vater einer Tochter, der sich nach einer abgebrochenen Ausbildung zum Mechaniker der Dinslakener Dschihadistengruppe „Lohberger Brigade“ angeschlossen hatte, will nach eigener Aussage in Syrien nicht selber gekämpft und nur unterstützende Dienste für den IS geleistet haben. Angeblich habe er in einem IS-Gefängnis geputzt und gekocht und sei für die Betreuung von Gefangenen der Islamisten zuständig gewesen.
Fotos, die D. unter anderem mit einer Sprengstoffweste zeigen oder wie er einem Gefangenen eine Pistole an den Kopf hält, lassen jedoch Zweifel an D.s Arglosigkeit aufkommen. Beim sogenannten IS-Sturmtrupp, der laut „SZ“ unter deutschen Ermittlern inoffiziell „IS-Gestapo“ heißt, soll er Deserteure aufgespürt haben. Am 20. Januar wird dem bisherigen Kronzeugen in Düsseldorf wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung nun selbst der Prozess gemacht. bw/bk