Schweigeminute für Terror-Opfer in Paris

Paris (dpa) - Mit einer Schweigeminute auf dem Platz der Republik hat Paris der Opfer der Terroranschläge des vergangenen Jahres gedacht.

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Frankreichs Präsident François Hollande und Bürgermeisterin Anne Hidalgo enthüllten am Sonntag eine Gedenktafel an einer eigens dafür gepflanzten Eiche. Die öffentliche Zeremonie war der Höhepunkt einer vom Gedenken geprägten Woche um die Jahrestage der Angriffe auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ und einen koscheren Supermarkt.

Bei der Anschlagsserie im Januar 2015 hatten Islamisten 17 Menschen erschossen. Im November schlugen erneut Terrorkommandos zu und töteten 130 Menschen in Paris und Saint-Denis. Premierminister Manuel Valls sagte dem Sender France 2, es gehe außer dem Gedenken auch um eine Botschaft: „Wir sind aufrecht, wir sind ein freies Volk, und wir sind am Leben.“

Politikerreden gab es keine, stattdessen setzten die Organisatoren auf symbolträchtige Lieder. Der in Frankreich populäre Rocksänger Johnny Hallyday sang „Un dimanche de janvier“ („Ein Sonntag im Januar“). Der Song erinnert daran, wie Millionen Franzosen nach der Terrorserie vor einem Jahr auf die Straße gegangen waren. Anders als damals war der Andrang auf dem Platz allerdings überschaubar. „Das ist ein bisschen traurig“, sagte eine Teilnehmerin dem Sender BFMTV.

Der Chor der französischen Armee trug das Liebeslied „Le temps des cérises“ („Die Zeit der Kirschen“) vor und schmetterte die Nationalhymne Marseillaise. Außerdem wurde eine Ansprache des Schriftstellers Victor Hugo vorgetragen, die er 1870 bei seiner Rückkehr aus dem Exil und vor dem Hintergrund des Deutsch-Französischen Krieges gehalten hatte. „Wer Paris angreift, greift die ganze Menschheit an“, heißt es darin.

Der Platz der Republik hatte sich nach den Anschlägen zu einem zentralen Gedenkort entwickelt, noch heute türmen sich dort Blumen und Kerzen. Wer am Sonntag zu der Veranstaltung wollte, wurde von Polizisten durchsucht, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Auch Angehörige von Opfern waren vor Ort.

Die Gewalttaten hatten das Land erschüttert, seit November gilt der Ausnahmezustand. Die Politik ringt weiter um die Konsequenzen - die Regierung bereitet eine Verschärfung der Sicherheitsgesetze vor, die zum Teil auch innerhalb der regierenden Sozialisten umstritten ist.

Am Samstagabend hatte sich Regierungschef Valls vor dem am 9. Januar 2015 angegriffenen koscheren Supermarkt Hyper Cacher erneut demonstrativ an die Seite der jüdischen Gemeinschaft gestellt und vor Antisemitismus gewarnt. „Ohne die französischen Juden wäre Frankreich nicht Frankreich“, betonte er. Hollande setzte nach der Gedenkfeier am Sonntag ein Zeichen in Richtung der französischen Muslime und besuchte überraschend die Große Moschee in Paris.