Erstmals Frau an der Spitze Kroatiens
Zagreb (dpa) - Die konservative Oppositionskandidatin Kolinda Grabar Kitarovic hat überraschend die Präsidentenwahl in Kroatien gewonnen. Die 46 Jahre alte ehemalige Außenministerin gewann am Sonntag 50,7 Prozent der Stimmen, berichtete die staatliche Wahlkommission nach Auszählung fast aller Stimmen.
Der für die regierenden Sozialdemokraten als hoher Favorit angetretene Amtsinhaber Ivo Josipovic (57) schaffte nur enttäuschende 49,3 Prozent.
Das Adrialand sei zwischen rechts und links in zwei gleichstarke Blöcke gespalten, kommentierten die kroatischen Zeitungen am Montag die politische Sensation übereinstimmend. Grund für das Ergebnis sei die „gewaltige Unzufriedenheit mit der unfähigen Regierung“, analysierte die Zeitung „Jutarnji list“. Die Lage sei politisch so verfahren, dass Kroatien „nichts Gutes blüht“.
Der sozialdemokratische Parteivorsitzende und Regierungschef Zoran Milanovic ging schon in der Wahlnacht auf Konfrontation zur neuen Staatspräsidentin. „Frau Grabar Kitarovic hat eine sektiererische Wahlkampagne geführt und sich als militante Soldatin ihrer Partei gezeigt“, sagte er: „Wir sind der Staat und die sind die Heiducken“ (Räuber). Obwohl das Präsidentenamt in Kroatien vor allem repräsentative Aufgaben vorsieht, hatte Grabar Kitarovic angekündigt, sie wolle die Regierung wegen der miserablen Wirtschaftslage im Land zur Rechenschaft ziehen.
Die Wahl wurde nach Darstellung der Meinungsforscher im benachbarten Bosnien-Herzegowina entschieden. Die dort lebenden Kroaten besitzen eine doppelte Staatsbürgerschaft und durften ebenfalls wählen. Als sogenannten Betonwähler sind sie traditionell Parteigänger der Oppositionspartei HDZ von Grabar Kitarovic.