Euro-Kritiker große Wahl-Gewinner in Finnland
Helsinki (dpa) - Populistische Euro-Kritiker haben die Parlamentswahlen in Finnland klar gewonnen. Die Partei Wahre Finnen (auch Basisfinnen genannt) kam bei einer Hochrechnung (nach Auszählung von 70 Prozent der Stimmen) auf 19,6 Prozent.
Gegenüber der letzten Wahl 2007 (4,1 Prozent) konnte die Partei ihre Stimmenzahl fast verfünffachen. Parteichef Timo Soini nannte seinen Erfolg einen „historischen Tag für Finnland“. Nur hauchdünn vor den Wahren Finnen lagen die Konservativen von Finanzminister Jyrki Katainen (39). Seine Partei kam auf 19,8 Prozent und überholte damit klar das Zentrum von Ministerpräsidentin Mari Kiviniemi (42). Die bäuerlich-liberale Partei der Regierungschefin erhielt nur 16,2 Prozent und war damit klare Verliererin der Wahl. 2007 wurde das Zentrum mit 23,1 Prozent stärkste Kraft im Reichstag in Helsinki.
Katainen und auch Kiviniemi hatten im Wahlkampf stets erklärt, sie seien bereit zu einer Regierungszusammenarbeit mit Soini von den Wahren Finnen. Dessen Partei verlangt neben einer Euro-kritischen Politik Verschärfungen bei der Ausländerpolitik, das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen sowie ein umfassendes Abtreibungsverbot.
Als dritte der traditionell größten finnischen Parteien kamen die oppositionellen Sozialdemokraten mit ihrer Spitzenkandidatin Jutta Urpilainen (35) auf 18,9 Prozent. Sie verlor gegenüber 2007 2,5 Prozentpunkte und musste wie praktisch alle Parteien aus dem bisherigen Parlament Stimmen an die Wahren Finnen abgeben. Die wahrscheinlich deutliche Steigerung der Wahlbeteiligung gegenüber zuletzt 67,9 Prozent (2007) schrieben Wahlforscher ebenfalls einer Mobilisierung durch die Populisten zu.
Die bisher mitregierenden Grünen kamen auf 7,1 Prozent gegenüber bisher 8,5 Prozent. Sie schließen als einzige Partei eine Zusammenarbeit mit den Wahren Finnen aus. In der Koalition unter Kiviniemis Führung war neben dem Zentrum und den Konservativen auch die kleine liberale SVP (Partei der schwedischsprachigen Minderheit in Finnland) vertreten. Sie erhielt 4,3 Prozent gegenüber vorher 4,5 Prozent. Die Linkspartei kam auf 8,1 Prozent (-0,8) und die Christdemokraten auf 4,1 Prozent (-0,8) . Das vorläufige Endergebnis wurde für den späten Abend erwartet.