Vor US-Zwischenwahlen Facebook meldet neuen Manipulationsversuch mit Fake-Accounts

Washington (dpa) - Vor den Zwischenwahlen in den USA hat Facebook dort nach eigenen Angaben einen neuen Versuch aufgedeckt, mit einem Netzwerk gefälschter Profile die öffentliche Meinung zu manipulieren.

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Insgesamt seien 8 Facebook-Seiten, 17 Profile und 7 Accounts bei der ebenfalls zu Facebook gehörenden Foto-Plattform Instagram gelöscht worden, teilte das Online-Netzwerk am Dienstag mit.

Im Vergleich zu Aktivitäten der in Russland basierten Gruppe „Internet Research Agency“ (IRA) im Umfeld des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 seien die Spuren diesmal besser verwischt worden, erklärte Facebook. Deshalb wolle man bisher keine Angaben zu möglichen Hintermännern der Aktion machen - auch wenn einige Verbindungen zur IRA festgestellt worden seien. Es könne „die IRA mit verbesserten Fähigkeiten sein, oder eine separate Gruppe“, schrieb Facebooks Sicherheitschef Alex Stamos in einem Blogeintrag.

Auf jeden Fall hätten die neuen Aktivitäten deutlich nach Ende des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs begonnen, nämlich im März 2017. Die jüngste verbundene Facebook-Seite sei im Mai dieses Jahres eingerichtet worden. Insgesamt hätten mehr als 290.000 Accounts diese Seiten abonniert. Die Gruppe habe zwischen April 2017 und Juni 2018 etwa 150 Anzeigen für rund 11.000 Dollar bei Facebook geschaltet.

Einer der Fake-Accounts unter dem Namen „Resisters“ („Widerständler“) hat ein „Event“ ins Leben gerufen, bei dem es sich um eine Demonstration gegen Rechts in der nächsten Woche in Washington handelt - die aber tatsächlich stattfinden soll. Facebook teilte mit, die Betreiber der Fake-Seite hätten sich mit Betreibern von fünf legitimen Seiten in Verbindung gesetzt, um die Veranstaltung gemeinsam auszurichten. Facebook löschte die Event-Seite und löste damit heftigen Protest bei den Organisatoren der Demonstration aus.

Mit der Demonstration will ein Bündnis gegen einen rechtsextremen Aufmarsch protestieren, der unter dem Motto „Vereint die Rechte 2“ am übernächsten Sonntag in Washington stattfinden soll. Der Aufmarsch ist für den ersten Jahrestag einer ersten „Vereint die Rechte“-Demonstration am 12. August in Charlottesville im Bundesstaat Virginia geplant. Bei Protesten dagegen waren eine 32-Jährige getötet und mehrere Menschen verletzt worden, als ein Rechtsextremist sein Auto in eine Gruppe Gegendemonstranten steuerte.

US-Präsident Donald Trump machte anschließend beide Seiten gleichermaßen für die Gewalt verantwortlich. Für diese Reaktion schlug ihm scharfe Kritik entgegen.

Das Bündnis „Shut It Down DC“, das jetzt zu der Demonstration gegen Rechts in Washington aufruft, teilte nun mit: „Das ursprüngliche Event wurde von den Resisters in Erwartung der unvermeidlichen Proteste an diesem hochbrisanten Jahrestag geschaffen.“ Die Organisation der Demonstration hätten aber lokale Gruppen in Washington übernommen. „Die Resisters hatten dabei nichts zu sagen, auch keine wie auch immer gearteten „russischen Agenten“.“

Inzwischen ist bei Facebook eine neue Event-Seite zur Gegendemo online. Sie hat allerdings deutlich weniger Nutzer, die daran teilnehmen wollen oder interessiert sind.

Mit dem Löschen des Events zensiere Facebook „eine echte Bewegung“ gegen Faschismus, teilte das Bündnis weiter mit. Die Verantwortlichen bei dem Netzwerk versuchten angesichts von Wertverlusten der Facebook-Aktie an der Börse „so auszusehen, als ob sie etwas zu Russland unternehmen“. US-Geheimdienste werfen Russland vor, sich in den Präsidentschaftswahlkampf 2016 eingemischt zu haben. Die US-Justiz hat gegen zwölf Mitarbeiter des russischen Militärgeheimdienstes GRU Anklage wegen Cyber-Angriffen erhoben. Der russische Präsident Wladimir Putin weist die Vorwürfe zurück.

Die Entdeckung der gefälschten Facebook-Accounts ist umso relevanter, da in den USA im November Kongresswahlen anstehen - und die Behörden auf keinen Fall eine Wiederholung der Manipulation im Wahlkampf 2016 zulassen wollen. Die damalige, mutmaßlich von Russland aus betriebene Propaganda-Kampagne zielte darauf ab, die politischen Gräben in der US-Gesellschaft zu vertiefen und auch direkt Stimmung für den schließlich siegreichen Kandidaten Trump zu machen.

Facebook war hart dafür kritisiert worden, dass auf der Plattform gefälschte Accounts in großem Stil Falschinformationen verbreiten konnten. Deswegen verschärfte das Online-Netzwerk im vergangenen Jahr massiv die Sicherheitsvorkehrungen.