Flüchtlingsdrama: „Bisher hören wir nur leere Worte“
Malta ruft EU zum Handeln auf. Italien verstärkt Überwachung des Meeres.
Rom. Nach den jüngsten Flüchtlingsdramen vor Lampedusa will Italien die Überwachung im Mittelmeer von Montag an verstärken. Die Einsatzkräfte von Marine und Luftwaffe würden verdreifacht, kündigte Ministerpräsident Enrico Letta an.
„Italien startet einen humanitären Militäreinsatz mit Schiffen und Flugzeugen, um den Teil des Mittelmeeres, der in den letzten Tagen zum Grab geworden ist, so weit wie möglich zu sichern.“ Dies sei eine Überbrückungsmaßnahme vor einem erhofften größeren Engagement der EU.
Auch Malta rief die EU zum Handeln auf. „Bisher hören wir von der EU nur leere Worte“, sagte Regierungschef Joseph Muscat. „Ich weiß nicht, wie viele Menschen noch sterben müssen, bevor etwas geschieht. Wie die Dinge im Moment stehen, machen wir unser Mittelmeer zum Friedhof.“
Die EU-Innenminister hatten bei ihrem jüngsten Treffen zugesagt, Italien mit europäischen Grenzschützern zur Rettung von Flüchtlingen zu unterstützen. Die Regeln zur Aufnahme von Flüchtlingen ließen sie unangetastet. Demnach bleibt das Land, in dem ein Flüchtling die EU erreicht, für die Unterbringung verantwortlich.
Beim jüngsten Schiffsunglück zwischen Malta und Lampedusa waren am Freitag 35 Bootsflüchtlinge ums Leben gekommen, mehr als 200 konnten gerettet werden. Überlebende berichteten, zwei Insassen seien getötet worden, als libysches Militär das Feuer auf das Boot eröffnet habe. Libyen bestreitet das.
Derweil ist am Sonntag offenbar erneut ein Flüchtlingsboot in Seenot geraten. Medienberichten zufolge waren zwei Schiffe an einem Rettungseinsatz beteiligt. Ein Boot mit 400 Flüchtlingen an Bord hatte zuvor einen Hilferuf abgesetzt. dpa