Bootsflüchtlinge Flüchtlingskrise: Italien bittet Nachbarländer um Hilfe

Rom (dpa) - Italien hat seine Nachbarländer erneut um Unterstützung bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise gebeten.

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Innenminister Marco Minniti sagte der Zeitung „Il Messaggero“, er als Pro-Europäer wäre stolz, wenn wenigstens ein Boot mit geretteten Migranten am Hafen eines anderen europäischen Landes ankäme - und nicht in Italien.

„Es würde zwar nicht die Probleme Italiens lösen, aber ein außergewöhnliches Signal sein.“

Zudem müsse die Grenze Libyens besser geschützt werden, forderte Minniti. 97 Prozent der Bootsflüchtlinge starteten an der Küste des nordafrikanischen Landes in Richtung Europa.

Minniti will mit seinen deutschen und französischen Amtskollegen Thomas de Maizière und Gerard Collomb in Paris zusammentreffen, um über Wege zur Unterstützung Italiens in der Flüchtlingskrise zu beraten.

Die Regierung in Rom hatte zuletzt mit der Abweisung von Schiffen in heimischen Häfen gedroht, sollte die EU das Land nicht mehr unterstützen. Sie will damit eine fairere Lastenverteilung einfordern. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte daraufhin weitere Hilfe zugesagt.

Allein in der vergangenen Woche wurden im Mittelmeer mehr als 10.000 Menschen auf dem Weg nach Italien gerettet. Das Land sieht sich am Limit und drängt immer wieder andere EU-Länder zur Solidarität. Geschehen ist in dieser Hinsicht jedoch nicht allzu viel.

Polens starker Mann Jaroslaw Kaczynski etwa verteidigte am Samstag auf einem Parteitag der Regierungspartei PiS die migrantenfeindliche Politik seines Landes. Die Schuld für den Flüchtlingszustrom trügen vor allem die ehemaligen Kolonialmächte und andere starke Staaten unter den heutigen EU-Mitgliedern, zitierte ihn die polnische Nachrichtenagentur PAP. „Nicht wir haben die Länder ausgebeutet, aus denen heute die Flüchtlinge nach Europa kommen. Auch haben wir nicht ihre Arbeitskraft ausgenützt und wir haben sie auch nicht nach Europa eingeladen. Wir haben daher das volle moralische Recht, Nein zu sagen“, sagte Kaczynski.

Die EU-Kommission hat gegen Polen, aber auch Ungarn und Tschechien ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, da die drei Länder bei der Aufteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU nicht kooperieren. Umgekehrt haben die Slowakei und Ungarn dagegen geklagt, dass die anderen EU-Länder im September 2015 gegen ihren Widerstand Quoten zur Flüchtlingsaufteilung beschlossen hatten.