Forderung nach gleichen Rechten für Homosexuelle in Warschau
Warschau (dpa) - Regenbogenfahnen zwischen Kulturpalast und Bürotürmen in Warschau: Tausende Schwule und Lesben, Freunde und Angehörige haben am Samstag für gleiche Rechte von Homosexuellen in Polen demonstriert.
Unter dem Motto „Gleiche Rechte - gemeinsame Sache“ forderten sie unter anderem Heirats- und Adoptionsmöglichkeiten für Angehörige sexueller Minderheiten. Auch aus Berlin war eine größere Gruppe deutscher Aktivisten gekommen, um die Polen zu unterstützen. „Ich bin hier, um zu zeigen, dass der Kampf um gleiche Rechte auch ein europäischer Kampf ist“, sagte die deutsche Europaabgeordnete Terry Reintke, die ebenfalls nach Warschau gereist war.
Während „Regenbogenfamilien“, Eltern schwul-lesbischer Kinder und vor allem viele junge Menschen tanzend durch die Straßen der Warschauer Innenstadt zogen, sicherte ein Großaufgebot der Polizei die Veranstaltung, darunter zahlreiche Zivilbeamte. Zwischenfälle blieben bis zum frühen Abend aus. Lediglich in der Altstadt versammelte sich eine Gruppe von Rechtsextremisten.
Kurz vor Beginn der „Gleichheitsparade“ riefen mehr als 100 bekannte polnische Homosexuelle Schwule und Lesben auf, sich zu outen. „Indem ihr euch versteckt, gebt ihr zu, dass homosexuell zu sein auch heißt, ein Mensch zweiter Klasse zu sein“, hieß es in dem öffentlichen Appell. „Man kann niemandem Rechte zugestehen, der sich versteckt, der sein Gesicht verbirgt. Darum bitten wir euch sehr: Kommt heraus!“
Zu den Unterzeichnern des Appells gehören Robert Biedron, der Bürgermeister der Stadt Slupsk und lange Jahre einzig offen schwule Politiker Polens, Krzysztof Charamsa, ehemaliger polnischer Geistlicher im Vatikan, die transsexuelle ehemalige Parlamentarierin Anna Grodzka sowie Regisseure, Schauspieler, Autoren und Wissenschaftler.