Fox News und Weißes Haus sollen gemeinsam Verschwörungstheorie verbreitet haben
Washington. Der US-Sender Fox News und das Weiße Haus sind in den Verdacht geraten, in Absprache eine Verschwörungstheorie über den Mord an einem Mitarbeiter der Demokratischen Partei verbreitet zu haben.
In einer am Dienstag bei einem New Yorker Gericht eingereichten Klage gegen den Sender erhebt ein früherer Mordkommissar den Vorwurf, Fox News habe einen Bericht zu den Hintergründen des Verbrechens frei erfunden, um Präsident Donald Trump zu helfen.
Seth Rich, ein 27-jähriger Mitarbeiter der Parteizentrale der Demokraten, war im Juli 2016 nahe seiner Wohnung in Washington erschossen worden. Die Polizei gelangte zu dem Schluss, dass es sich um einen aus dem Ruder gelaufenen Raubüberfall handelte. Seit dem Tod des jungen Mannes verbreiteten rechtsgerichtete Publikationen jedoch das Gerücht, es könnte sich um ein politisch motiviertes Attentat gehandelt haben.
Laut diesen völlig unbegründeten Spekulationen soll Rich hinter der Weitergabe von vertraulichen E-Mails aus dem Parteiapparat der Demokraten an die Enthüllungsplattform Wikileaks gesteckt haben. Die US-Geheimdienste gehen hingegen davon aus, dass russische Hacker den Server der Demokraten geknackt hatten. Der Trump überaus freundlich gesonnene Sender Fox News wärmte die Verschwörungstheorie dann im Mai neu auf. Der Sender suggerierte in dem auf seiner Website veröffentlichten Bericht, dass Demokraten hinter dem Mord gesteckt haben könnten.
Fox News zog den Bericht dann nach nur wenigen Tagen wieder zurück, da der Artikel nicht den "Standards" des Senders entsprochen habe. Als seine Hauptquelle hatte der Sender den Privatdetektiv und früheren Polizisten Rod Wheeler zitiert, der Fox News jetzt auf Schadenersatz verklagte. Die ihm zugeschriebenen Zitate seien frei erfunden worden, führt Wheeler an, der auch als bezahlter TV-Kommentator für Fox News tätig war. Die Manipulation habe das Ziel verfolgt, den Verdacht gegen Trump in der Russland-Affäre zu "beerdigen", heißt es in der Klage. Der Bericht war zu einer Zeit erschienen, in welcher der Präsident in der Affäre um die mutmaßlichen russischen Interventionen im US-Wahlkampf und die mögliche Beteiligung von Trump-Mitarbeitern an diesen Einmischungen unter wachsenden Druck geraten war.
Wheelers Klage richtet sich auch gegen Ed Butowsky, einen texanischen Geschäftsmann und Trump-Unterstützer. Wheeler war von dem Unternehmer beauftragt worden, den Mord an Rich zu untersuchen. Der Privatdetektiv führt an, Butowsky habe den Artikel über das Verbrechen dann Trump persönlich vorgelegt, bevor dieser bei Fox News erschien. "Der Präsident hat den Artikel gerade gelesen. Er will, dass der Artikel sofort erscheint", wird in der Klage aus einer angeblichen Texnachricht Butowskys zitiert.
Wheeler berichtete auch, nach Erscheinen des Berichts habe er von Butowsky eine Erklärung für die falschen Zitate verlangt. Der Geschäftsmann habe ihm geantwortet, die Zitate seien eingefügt worden, "weil dies die Art und Weise war, in welcher der Präsident den Artikel wünschte".
Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders wies Wheelers Anschuldigungen zurück. Der Präsident habe von dem Artikel "keine Kenntnis". Es sei "völlig unwahr", dass Trump oder das Weiße Haus involviert gewesen seien. Auch Butowsky bestritt Wheelers Darstellung. Er habe nie mit Trump oder dessen Mitarbeitern über den Artikel gesprochen, sagte er dem Radiosender NPR. Auch Fox News bezeichnete die Vorwürfe als "völlig falsch". dja/sel AFP