Frankreich hat derzeit nicht viel zu feiern

Die Parade zum Nationalfeiertag kann nicht über die vielen Probleme hinwegtäuschen.

Paris. Einmal im Jahr sind für einige Stunden alle Sorgen vergessen — wenn in Paris zum Nationalfeiertag Tausende Soldaten vor dem Präsidenten aufmarschieren. Schaut her, Frankreich ist eine Großmacht, lautet eine der Botschaften.

In diesem Jahr galt die große Militärparade für den französischen Nationalstolz als besonderes wichtig. Seit Monaten macht das Land vor allem mit Negativ-Ereignissen Schlagzeilen.

Neben Affären um Regierungs- und Oppositionspolitiker gibt es Arbeitslosenzahlen in Rekordhöhe, eine Rezession und Streit um Reformforderungen der EU. Ausgerechnet kurz vor dem Nationalfeiertag stufte auch die Rating-Agentur Fitch die Kreditwürdigkeit um eine Note auf AA+ herab. Es könnte besser laufen für die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone.

Frankreichs sozialistischen Präsidenten François Hollande setzt die Serie der Hiobsbotschaften unter Druck. Laut jüngsten Umfragen traut nicht einmal jeder Dritte Franzose dem Staatschef zu, die Probleme des Landes in den Griff zu bekommen.

Die konservative Opposition konnte diese Schwäche bislang aber nicht nutzen. Innerhalb der UMP-Partei ist vier Jahre vor den nächsten Präsidentenwahlen ein Machtkampf entbrannt. Der frühere Ministerpräsident François Fillon attackierte mit harten Worten Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy, der mit einem Auftritt vor einem Parteigremium Spekulationen über ein politisches Comeback ausgelöst hatte.

Präsident Hollande wollte am Sonntag in einem TV-Interview zum Nationalfeiertag nicht ausführlich auf eine mögliche Rückkehr Sarkozys eingehen. „Nein“, sagte er kurz und knapp auf die Frage, ob er ein Comeback seines politisches Erzfeindes fürchte. Eine Umfrage spielte ihm dabei in die Hände.

Mehr als 60 Prozent der Franzosen fänden es derzeit nicht gut, wenn Sarkozy 2017 erneut antreten würde. Viel wichtiger ist es ihm, Aufbruchstimmung zu erzeugen. Und er verkündete der überraschten Öffentlichkeit: „Der Aufschwung ist da“. In Frankreich herrsche seit Jahren Pessimismus, den er bekämpfen wolle, so Hollande im Interview.

Im Sport sprachen die Franzosen zuletzt gerne vom Sieg von Marion Bartoli gegen die Deutsche Sabine Lisicki im Wimbledon-Finale. Bei der „Tour de France“ gab es für die heimischen Radrennfahrer bislang noch nicht viel zu feiern. Im Ländervergleich Deutschland-Frankreich steht es bei den Etappensiegen 5:0.