Friedlicher Machtwechsel in Senegal

Addis Abeba/Dakar (dpa) - In Senegal beginnt nach zwölf Jahren eine neue politische Ära: Ex-Premierminister Macky Sall (50) setzte sich am Sonntag bei der Präsidenten-Stichwahl gegen den langjährigen Amtsinhaber Abdoulaye Wade (85) durch.

Gleich nach Bekanntwerden erster Ergebnisse hatte dieser seine Niederlage eingestanden und seinem Herausforderer zum Sieg gratuliert. International wurden der Verlauf der Abstimmung und der Sieg Salls begrüßt.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Montag in Berlin, ein friedlicher Machtwechsel sei in Afrika noch immer keine Selbstverständlichkeit. Freie und faire Wahlen und die Akzeptanz des Ergebnisses durch alle Kandidaten zeigten die demokratische Reife des westafrikanischen Landes. Die Bundesrepublik werde Senegal weiter ein verlässlicher Partner sein.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy gratulierte Sall und sagte, das westafrikanische Land sei „ein Modell der Demokratie“. Er lobte auch die Reaktion Wades, der seine Niederlage mit Würde eingestanden habe. Die ehemalige französische Kolonie war 1960 unabhängig geworden.

„Sieg für das senegalesische Volk!“, titelte die Zeitung „Walf Fadjiri“ am Montag. Der Schriftsteller Mamadou Thiam sagte: „Wade hat die einzige Karte gespielt, die es ihm ermöglichte, durch die Tür abzutreten und nicht durch das Fenster der Vergangenheit.“

Der Wahlsieger sprach noch in der Nacht zur Nation und ließ sich in der Hauptstadt Dakar von seinen Anhängern feiern. „Heute Nacht beginnt im Senegal eine neue Ära“, erklärte er. „Zusammen werden wir uns an die Arbeit machen und beginnen, was von allen und für alle erwartet wird, für den Senegal und für Afrika.“

Sall, der als Geologe in der Bergbauindustrie gearbeitet hatte, ehe er vor 19 Jahren in die Politik ging, wird der vierte Präsident Senegals. Am 1. April wird er den Amtseid ablegen. Seine Frau Mareme ist die erste First Lady, die im Senegal geboren wurde. Wade und seine Amtsvorgänger waren mit Französinnen verheiratet, die später die senegalesische Staatsbürgerschaft annahmen.

Bei der ersten Runde der Abstimmung Ende Februar hatte kein Kandidat die absolute Mehrheit erhalten. Sall war anschließend von den übrigen Oppositionskandidaten und dem Weltmusik-Star Youssou N'Dour unterstützt worden. Er hatte während des Wahlkampfs damit geworben, sich für mehr Jobs in ländlichen Gebieten und gegen steigende Lebensmittelpreise einsetzen zu wollen.

Wades Kandidatur war hingegen von Anfang an umstritten, da er nach zwei Amtszeiten laut Verfassung eigentlich nicht mehr antreten durfte. Das Oberste Gericht hatte aber ein juristisches Schlupfloch für den Präsidenten gefunden. Da er im April 2000 - ein Jahr vor der Verabschiedung der neuen Verfassung - das erste Mal zum Staatsoberhaupt gewählt worden war, wurde er erneut zur Wahl zugelassen. Der Wahlkampf wurde daraufhin von gewalttätigen Protesten überschattet, bei denen mehrere Menschen starben.

Für Unmut hatte außerdem im Vorfeld des Urnengangs die Nichtzulassung Youssou N'Dours gesorgt. Der populäre Musiker („Seven Seconds“) hatte angeblich zu wenig Unterstützerstimmen gesammelt, um als Präsidentschaftkandidat antreten zu können. N'Dour kündigte ein Gratis-Konzert zu Ehren Salls in Dakar an.