Gaddafi droht: Mittelmeer wird zum Schlachtfeld
Eine internationale Streitmacht schaltet die libysche Luftabwehr aus und zerstört Landebahnen.
Tripolis. Mit massiven Luftschlägen hat eine internationale Streitmacht die UN-Resolution gegen das Regime des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi umgesetzt. Damit sollen weitere Angriffe der Truppen des Diktators auf das eigene Volk verhindert werden. Die von den Vereinten Nationen beschlossene Flugverbotszone über Libyen sei nun „wirksam eingerichtet“, sagte US-Generalstabschef Mike Mullen.
Amerikanische, französische und britische Kampfjets hatten seit Samstag die libysche Luftabwehr weitgehend ausgeschaltet und Landebahnen zerstört. Von Schiffen und U-Booten wurden mehr als 100 Marschflugkörper auf Einrichtungen der Gaddafi-Truppen abgefeuert.
Der Diktator kündigte einen „langen, ruhmreichen Krieg“ gegen die „Kreuzritter“ und „neuen Nazis“ an. Eine Million Libyer würden dafür bewaffnet. Das ganze Mittelmeer werde „zum Schlachtfeld“, drohte er. „Ihr werdet stürzen, wie Hitler gestürzt ist.“
Während in Washington und London die erste Angriffswelle als Erfolg bezeichnet wurde, bedauerten mehrere Länder den Einsatz. Aus Moskau kam scharfe Kritik. Russland, China und Indien hatten sich — wie Deutschland und Brasilien — bei der Abstimmung im Weltsicherheitsrat über die Resolution enthalten.
Die Truppen Gaddafis setzten ihre Angriffe auf Regimegegner auch am Sonntag fort. Schwere Kämpfe wurden vor allem aus der 200 Kilometer östlich von Tripolis gelegenen Stadt Misrata gemeldet.
Die erste Angriffswelle begann am Samstagnachmittag, unmittelbar nach einem Libyen-Gipfel in Paris, bei dem internationale Spitzenpolitiker die Umsetzung der UN-Resolution erörterten.
In Berlin forderte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) Gaddafi auf, den Waffenstillstand einzuhalten. Gleichzeitig verteidigte er die deutsche Enthaltung im Sicherheitsrat. Es gebe in Europa und in der internationalen Gemeinschaft durchaus Unterstützung für die Entscheidung, sich nicht an dem Kampfeinsatz zu beteiligen.
Bei der Nato zeichnete sich eine direkte Beteiligung ab. Militärs und Botschafter der 28 Länder hätten in wesentlichen Fragen einen Konsens über einen Einsatz erreicht, berichteten Diplomaten am Sonntag in Brüssel. Doch nach wie vor fehlt ein politisches Mandat. Das wollen die Botschafter so bald wie möglich beschließen, hieß es.