Vize mit Hang zu Luxusuhren „General Rolex“ - Thailands Militärjunta hat ein Problem

Bangkok (dpa) - Als einer von Thailands mächtigsten Generälen darf Prawit Wongsuwan, die Nummer zwei der Militärjunta, eine schmucke Uniform tragen. In khaki oder ganz in weiß, mit mächtigen Schulterklappen sowie ordentlich vielen Sternen und Abzeichen an der Brust.

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Das war dem amtierenden Verteidigungsminister und Vize-Regierungschef aber nicht genug: ein paar dicke Ringe an den Fingern und teure Uhren am Handgelenk mussten es auch noch sein.Thai

Die Vorliebe zu letzteren bereitet dem 72-Jährigen nun arge Probleme. Wegen zwei Dutzend Luxus-Uhren, deren Herkunft er nicht richtig erklären kann, steckt inzwischen sogar die gesamte Militärregierung in Schwierigkeiten. Der Plan der seit Mai 2014 regierenden Generäle, sich vor den mehrfach verschobenen, jetzt für November geplanten Wahlen als saubere Alternative zu den vermeintlich so korrupten Parteien zu präsentieren, läuft gerade ziemlich ins Leere.

Besonders ärgern dürfte Prawit, dass er die Affäre mit einer unbedachten Geste auch noch selber auslöste. Als sich das Kabinett ein paar Tage vor Weihnachten im Freien zu einem Gruppenfoto zusammensetzte, hob er die rechte Hand in die Höhe, um sich gegen die Sonne zu schützen. Dabei rutschte der Ärmel seiner Paradeuniform so weit nach hinten, dass ein Modell der Schweizer Nobelmarke Richard Mille zu Tage kam. Wert: umgerechnet etwa 35.000 Euro.

Daraufhin sahen sich ein paar Leute auch ältere Fotos etwas genauer an. Dabei kam heraus, dass Prawit in den letzten Jahren nicht weniger als 25 verschiedene Luxus-Uhren trug: elf Modelle von Rolex, acht von Patek Philippe, drei von Richard Mille, zwei von Audemars Piquet und auch ein deutsches Fabrikat von A. Lange&Söhne. Geschätzter Gesamtwert: umgerechnet mindestens eine Million Euro. Jetzt hat er seinen Spitznamen weg: „General Rolex“.

Auf Facebook, wo die Thais sehr aktiv sind, gibt es für Prawits Uhren mittlerweile eine eigene Seite, der mehr als 700.000 Leute folgen. In der Vermögenserklärung, die der General wie jeder andere Minister vor dem Amtsantritt abgeben musste, war dagegen keine einzige gelistet. Klar ist aber, dass das Salär als Militär dafür kaum ausgereicht haben dürfte. Jetzt ermittelt zwar nicht die Justiz, aber eine Nationale Kommission gegen Korruption (NACC).

Der General schwieg lange zu den Vorwürfen. Nun behauptet er, dass alle 25 Uhren Leihgaben von Freunden gewesen seien, die er alle auch schon zurückgegeben habe. Namen nannte er keine. Die Kommission lud jetzt schon einmal vier Zeugen vor. Wie ernst sie es mit der Untersuchung nimmt, muss man abwarten. Es gibt Zweifel - genährt unter anderem durch die Tatsache, dass ihr Vorsitzender ein ehemaliger Untergebener Prawits ist.

Der Vize-Premier ist seit langem eine der zentralen Figuren in Thailands Militär-Apparat. Manchen gilt er als eigentlicher Drahtzieher des Putsches, mit dem die Armee in dem 69-Millionen-Einwohner-Land vor bald vier Jahren die demokratisch gewählte Regierung von Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra zu Fall brachte. Das Verhältnis zum Premierminister, General Prayut Chan-o-Cha, ist eng. Vielfach wird er dessen „großer Bruder“ genannt.

Jetzt kommt es darauf an, ob der Premier (63), der wohl über die Wahlen hinaus im Amt bleiben will, weiter zu ihm hält. Ihren Putsch hatten die Militärs auch damit begründet, dass sie die Politik von Korruption säubern wollten. Der ehemalige Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva von der Demokratischen Partei meint deshalb: „Wenn der Premier weiterhin von guter Regierungsführung reden will, muss er jetzt die Standards setzen.“

Der Politik-Wissenschaftler Pavin Chachavalpongpun, ein Junta-Kritiker, sieht die Militärregierung in einem „Dilemma“. „Wenn Prawit des Amtes enthoben wird, bestätigt sie, dass er korrupt ist“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Wenn sie Prawit schützt, wird das ganze Schiff untergehen.“ So weit muss man nicht gehen, aber wie die Sache enden wird, ist offen.

Premier Prayut wehrt sich aber nun schon mit allem Nachdruck gegen Korruptionsvorwürfe, die sich gegen seine eigene Familie richten. Auf Facebook kursiert auch ein Foto, das seine Frau mit einer vermeintlichen Hermes-Handtasche im Wert von mehr als 50.000 Euro zeigt. Prayut stellte nun klar, dass es sich dabei um ein viel billigeres Thai-Modell handele. Den etwa 150 Leuten, die den Post teilten, droht jetzt Gefängnis.